andere mehr, nicht nur heute bei uns im Ruf der Vergänglich-
keit stehen, sondern auch damals für unbeständig galten und
dennoch zur Anwendung kamen. Auch dafür finden sich
in jenen Schriften, sowie auf den Bildern selbst der Beweise
genug, dass nicht etwa bloss untergeordnete und leichtfertige,
sondern selbst zu den Besten zählende Maler sich durch die
Schönheit solcher Farben zum Gebrauch verleiten liessen. Sie
sannen dann auf Mittel, deren ihnen wohlbekannte Unbeständig-
keit zu corrigiren. In dieser Hinsicht handelten die Maler von
damals nicht viel anders, als die heutigen. Auch wird dieser
Zug in Zukunft nicht auszurotten sein, am wenigsten bei allen
mit glühendem Farbensinn Begabten, die also gerade echte
Maler sind.
Oft hört man heute sagen, jene alten Meister hätten sich
ihre Pigmente selbst bereitet und seien aus diesem Grunde so
viel besser, als wir, bedient gewesen. Wie wenig Wahres
hieran sein kann, ist leicht darzuthun. Gewiss werden Viele
von ihnen ihre Erden und sonstigen „natürlichen Farben" selber
geschlämmt und gereinigt, oder auch geglüht haben. Auch hat sich
wohl in einzelnen Fällen der Eine oder Andre eine Ockerfarbe
selber gesucht, sein „Crocus ferri" oder Eisenviolet bereitet,
oder eine vergängliche Saftfarbe aus Beeren gepresst und aus
Pflanzenblättern und -Stengeln ausgelaugt; oder hat sich Tinte
und Tusche zum Zeichnen eigenhändig fabricirt, und dergleichen
mehr. Aber schon Erdfarben, die nur an bestimmten Fund-
orten gut und "brauchbar vorkommen, wie Neapelroth, umbrische
Erde und Veronesergrün, oder die gar aus weit entlegenen
Ländern bezogen wurden, wie das herrliche Roth, das seinen
Namen von der Stadt Sinope trug, oder wie der armenische
Bolus, die mussten sie wohl beim Farbenhändler kaufen. Auch
wird man doch nicht glauben, dass sich nur ein Einziger von
ihnen die „alchimistischen Pigmenteit, wie Bleiweiss, Neapel-
gelb, Arzica oder Massicot, Mennige, Zinnober und Krapplack,
Azur und Smalte selbst hergestellt hätte, die er überall im
Handel fertig haben konnte, da sie ebenso, wie heute, von
F arbenchemikern auf Vorrath bereitet wurden. So heisst es in
alten Malerbüchern ausdrücklich; und Lionardo, der sich aus-