Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

andere mehr, nicht nur heute bei uns im Ruf der Vergänglich- 
keit stehen, sondern auch damals für unbeständig galten und 
dennoch zur Anwendung kamen.  Auch dafür finden sich 
in jenen Schriften, sowie auf den Bildern selbst der Beweise 
genug, dass nicht etwa bloss untergeordnete und leichtfertige, 
sondern selbst zu den Besten zählende Maler sich durch die 
Schönheit solcher Farben zum Gebrauch verleiten liessen. Sie 
sannen dann auf Mittel, deren ihnen wohlbekannte Unbeständig- 
keit zu corrigiren. In dieser Hinsicht handelten die Maler von 
damals nicht viel anders, als die heutigen. Auch wird dieser 
Zug in Zukunft nicht auszurotten sein, am wenigsten bei allen 
mit glühendem Farbensinn Begabten, die also gerade echte 
Maler sind. 
Oft hört man heute sagen, jene alten Meister hätten sich 
ihre Pigmente selbst bereitet und seien aus diesem Grunde so 
viel besser, als wir, bedient gewesen. Wie wenig Wahres 
hieran sein kann, ist leicht darzuthun. Gewiss werden Viele 
von ihnen ihre Erden und sonstigen „natürlichen Farben" selber 
geschlämmt und gereinigt, oder auch geglüht haben. Auch hat sich 
wohl in einzelnen Fällen der Eine oder Andre eine Ockerfarbe 
selber gesucht, sein „Crocus ferri" oder Eisenviolet bereitet, 
oder eine vergängliche Saftfarbe aus Beeren gepresst und aus 
Pflanzenblättern und -Stengeln ausgelaugt; oder hat sich Tinte 
und Tusche zum Zeichnen eigenhändig fabricirt, und dergleichen 
mehr. Aber schon Erdfarben, die nur an bestimmten Fund- 
orten gut und "brauchbar vorkommen, wie Neapelroth, umbrische 
Erde und Veronesergrün, oder die gar aus weit entlegenen 
Ländern bezogen wurden, wie das herrliche Roth, das seinen 
Namen von der Stadt Sinope trug, oder wie der armenische 
Bolus, die mussten sie wohl beim Farbenhändler kaufen. Auch 
wird man doch nicht glauben, dass sich nur ein Einziger von 
ihnen die „alchimistischen Pigmenteit, wie Bleiweiss, Neapel- 
gelb, Arzica oder Massicot, Mennige, Zinnober und Krapplack, 
Azur und Smalte selbst hergestellt hätte, die er überall im 
Handel fertig haben konnte, da sie ebenso, wie heute, von 
F arbenchemikern auf Vorrath bereitet wurden. So heisst es in 
alten Malerbüchern ausdrücklich; und Lionardo, der sich aus-
	        
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