Capitel
III.
Welche
Oelfarben
sind
dauerhaft ?
S 19. Sämmtliche Meister und Schulen der älteren Oel-
malerei, die in Behandlung des Farbenauftrags der sorgfältigen
Manier van Eyck's angeschlossen blieben, oder sich doch nicht
allzuweit von derselben entfernten, lieferten bekanntlich den Be-
weis, welcher Dauerhaftigkeit das technische Material dieser
Kunst fähig sei. Zwar sind ihre nun vor 3, ja nahebei 5 Jahr-
hunderten entstandenen Werke fast ausnahmslos mit Netzen
feiner Haarrisse überzogen, aber das Colorit selber sieht oft so
frisch und klar aus, als wären die Bilder erst gestern von der
Staffelei gekommenä Ohne Zögern erkennt jeder geübte Maler
die Pigmente, die, rein oder mit anderen vermischt, diese Töne
ausmachen und kann sie bei Namen nennen; dort sieht er
das Bleiweiss und die Erden und Eisenoxyde, die auch noch
auf seiner eigenen Palette stehen, und wer dies nicht glaubt,
möge nur in den alten Malerbüchern nachlesen, wo er die Pig-
mente benannt und die Mischungen beschrieben finden kann.
Daselbst wird er aber beileibe nicht bloss Farben von erprob-
tester Solidität aufgezählt und beschrieben sehen, sondern auch
gar manche, die, wie z. B. Grünspan, gelber Lack aus Gelb-
wurz (Kurkumei), oder aus Aloe, oder solcher aus „Hirschdorn-
bccren" (Avignonbeeren, unserStil de Grain oder Schüttgelb),
oder wie Auripigrnent (unser Königs- und Rauschgelb) und
1 Doch lerne man hier das Echte vom Unechten zu unterscheiden. Gar
manches alte NVerk ist in seiner Farbenschönheit wirklich von Retoucheur-
händen Weidlich neu aufgeputzt worden. So geschah schon früher und ge-
schieht auch noch jetzt.