körner etwas auseinander halten, so dass für den Augenblick
das Licht besser eindringen und die vereinzelten Pigmentkörper-
chen von allen Seiten umstrahlen kann. Zugleich hat in Folge
desselben "Stehens" des dicklichen Wachses auch der Vortrag
für den Augenblick das gewünschte Aussehen von Robustheit.
Aber alles dieses verschwindet, wenn das Oel austrocknet. Was
vorher als lichtvoller und frischer Farbenton erschien, erweist
sich dann als eine an Färbekraft arme, schwächlich dünne
Schicht, in der das Wachs mit der weisslichen Trübung seiner
nun näher zusammentretenden Partikel erst jetzt recht zur
Geltung kommt. Dessgleichen ist auch der herzhaft hingepaukte
Pinselstrich zum unsicher und breiig zerflossenen Schemen ge-
worden und es hilft hier nichts Anderes, als nochmals und noch
gar manches folgende Mal ebensolchen Wachsfarbenbrei mühsam
hinaufzukleiben. Und das Alles, um zuletzt doch nur bei einer
form- und farbenlos platten, nicht etwa leuchtenden, sondern
nur blassen, mattherzigen Erscheinung anzulangenl.
Endlich hat NVachs, wie jedermann weiss, von Natur gelbe
Farbe, die zwar durch Bleichung beseitigt wird, aber nur, um
nach Verlauf einiger Zeit wiederzukehren. So geht denn auch
die anfängliche milchige Undurchsichtigkeit in ein noch mehr
entstellendes trübes Wachsgelb über, in dem die schon zu
schwächlichen Tonunterschiede ihren Untergang vollends finden.
So sind die Vortheile beschaffen, die der Oelmalerei aus dem
„Consistenz verleihenden" Wachs erwachsen. Sie sind sicher-
lich nicht mit dem Nutzen zu vergleichen, der in der Fabrikanten
Taschen Hiesst.
TerpeutinöL
Terpentinöl oder Terpentinessenz ist nicht ganz so frei
von schädlichen Stoffen, wie man gewöhnlich annimmt. Man
lasse einen Tropfen Terpentinöl auf Papier verdunsten, so wird
1 Man sagte mir, diese Malweise nenne sich "peinture en plein air". Ich
fragte, was denn hier die Luft vorstelle. Die Antwort lautete, der Name
bezöge sich nicht sowohl auf das Vorgestellte, als auf die darin ausgeprägte
fortschrittliche Gesinnung des Malers. Hier sei eben alles bisher für Natur-
studium und Kunst Gehaltene vorurtheilslos und "frei andie Luft" gesetzt.