Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

greifende künstlerische Unsolidität und Verrohung weist Niemand 
hin, obwohl dieselbe doch ersichtlicher Maassen mit der materiellen 
Leichtvergänglichkeit im gleichen Schritt geht; vielmehr gewinnt 
es mehr und mehr den Anschein, als wüssten die an der Bewegung 
sich Betheiligenden keinen rechten Unterschied zwischen der 
Kunst der Malerei und dem ehrsamen Anstreichergewerbe zu 
machen. Sie interessiren sich für die auch in dessen neueren 
Leistungen bemerkbare Hinfälligkeit in nicht geringerem Grad 
und mit nicht minderer moralischer Entrüstung, als für die in die 
eigentliche "Kunstmalerei" eingerissene und suchen die Erklärung 
hier, wie dort in der gleichen Ursache, nehmlich in dem beiden 
in vielen Stücken gemeinsamen technischen Material und in 
dessen Verschlechterung durch nachlässige Bereitung oder gar 
durch Fälschereien, die sich die Producenten und Verkäufer des- 
selben, die F arben- und Firnissfabrikanten, sowie die Oelhand- 
lungen des Oefteren zu Schulden kommen lassen sollen. 
Gegen diese Uebelstände und Uebelthäter hat sich denn 
also die Spitze der Bewegung einzig und allein gerichtet. Das 
in Frage stehende Material selber aber ist durch die vielen 
Erfindungen der sich mit seiner Herstellung befassenden Chemie 
längst ein so reichhaltiges und complicirtes geworden, dass bei 
dessen Untersuchung nur noch mit den einschlägigen Fach- 
kenntnissen versehene, oder auch in den betreffenden Fabrikations- 
branchen praktisch beschäftigte Chemiker und Techniker Urtheil 
undvStimme beanspruchen können, und solche sind denn auch  
in Üeutschland wenigstens  alsbald die tonangebenden Leiter 
und Wortführer der Bewegung geworden. Sie betreiben dieselbe 
recht als ihre causa propria und drängen die sich betheiligenden 
Maler in die zweite Linie zurück. Denn die anfänglich nur 
auf Bekämpfung des in die Materialfabrikation eingerissenen 
Betrugs und F älscherthums lautende Devise erhielt nach Kurzem 
den vervoll-ständigenden Zusatz, dass das bisherige  oder 
wenigstens ehemalige  „Recepte-Wesen der Maler" als durchaus 
willkürlich und unzuverlässig, ja als die Wurzel alles Uebels,
	        
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