greifende künstlerische Unsolidität und Verrohung weist Niemand
hin, obwohl dieselbe doch ersichtlicher Maassen mit der materiellen
Leichtvergänglichkeit im gleichen Schritt geht; vielmehr gewinnt
es mehr und mehr den Anschein, als wüssten die an der Bewegung
sich Betheiligenden keinen rechten Unterschied zwischen der
Kunst der Malerei und dem ehrsamen Anstreichergewerbe zu
machen. Sie interessiren sich für die auch in dessen neueren
Leistungen bemerkbare Hinfälligkeit in nicht geringerem Grad
und mit nicht minderer moralischer Entrüstung, als für die in die
eigentliche "Kunstmalerei" eingerissene und suchen die Erklärung
hier, wie dort in der gleichen Ursache, nehmlich in dem beiden
in vielen Stücken gemeinsamen technischen Material und in
dessen Verschlechterung durch nachlässige Bereitung oder gar
durch Fälschereien, die sich die Producenten und Verkäufer des-
selben, die F arben- und Firnissfabrikanten, sowie die Oelhand-
lungen des Oefteren zu Schulden kommen lassen sollen.
Gegen diese Uebelstände und Uebelthäter hat sich denn
also die Spitze der Bewegung einzig und allein gerichtet. Das
in Frage stehende Material selber aber ist durch die vielen
Erfindungen der sich mit seiner Herstellung befassenden Chemie
längst ein so reichhaltiges und complicirtes geworden, dass bei
dessen Untersuchung nur noch mit den einschlägigen Fach-
kenntnissen versehene, oder auch in den betreffenden Fabrikations-
branchen praktisch beschäftigte Chemiker und Techniker Urtheil
undvStimme beanspruchen können, und solche sind denn auch
in Üeutschland wenigstens alsbald die tonangebenden Leiter
und Wortführer der Bewegung geworden. Sie betreiben dieselbe
recht als ihre causa propria und drängen die sich betheiligenden
Maler in die zweite Linie zurück. Denn die anfänglich nur
auf Bekämpfung des in die Materialfabrikation eingerissenen
Betrugs und F älscherthums lautende Devise erhielt nach Kurzem
den vervoll-ständigenden Zusatz, dass das bisherige oder
wenigstens ehemalige „Recepte-Wesen der Maler" als durchaus
willkürlich und unzuverlässig, ja als die Wurzel alles Uebels,