Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

78 
daher von ihnen durchtränkt und umhüllt und liegen, von der 
Luft abgeschlossen, in ihr durchsichtiges Vehikel eingebettet. 
Alles dieses zusammengenommen hat zur Folge, dass jede 
einzelne Farbe und jede Mischfarbe der Oelmalerei, erstens, 
dunkler, zweitens, in höherem Grade durchscheinend sein muss, 
als ihr Aequivalent in Fresko-, Tempera- oder Aquarellmalerei, 
und dass, drittens, jede Farbe und die ganze Malerei das Aus- 
sehen, das sie unter dem Malen im Frischen hat, dauernd be- 
wahrt und dasselbe nicht, wie bei jeglicher Wasserfarbenmalerei 
der Fall, nach dem Trockenwerden des Bindemittels mit einem 
stumpferen, helleren, durchaus veränderten Aussehen vertauscht. 
S 17. Oelmalerei verfügt in ilzren Farben über energisrlzere Unter- 
schiede deekender und durclzsiclztzger, stumpfer und interzxivfaräzger 
Charaktere, über einen grösseren Liclztumfang, als Wasserfarben- 
malerei und über qualitalive und guanfitalive Licklabxorptian und 
-Rejlexz'on zugleich. 
Die weissen Pigmente reHektiren unter allen Malerfarben 
überhaupt das meiste Licht. Unter den Weisspigmenten ist 
das Bleiweiss  das bei Wasserfarbenmalerei nur in der Tem- 
pera angewandt wird  das hellste und deckendste. In ihm 
pflanzt sich die Lichtbewegung noch um so viel langsamer fort, 
als im Oel, dass, auch wenn es mit diesem verrieben wird, seine 
Reflexion eine sehr starke bleibt; hiezu trägt bei, dass die ein- 
zelnen feinen Körnchen seines sehr dichten Gefüges zu hart 
sind, um das Oel in sich eindringen zu lassen, dieses die Bindung 
also nur durch äussere Zusammenkittung der einzelnen Theilchen 
vollzieht, ohne deren innere Reflexionskraft zu schwachen und 
dass, endlich, das Bleiweiss behufs seiner Bindung unter allen 
Pigmenten der geringsten Proportion öligen Bindemittels bedarf, 
nehmlich noch nicht einmal eines Zehntels seines eigenen Gewichtes. 
Aus diesen Gründen büsst es unter allen Pigmentpulvern, die 
mit Oel verrieben werden, von dem Helligkeitsgrad und der 
Deckkraft, die es in trockenem Zustande hatte, am wenigsten 
ein und bleibt also auch unter allen Oelfarben seinem Aequi- 
valent in Wasserfarben an Lichtstärke und Deckkraft am 
nächsten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.