Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

Transparenz zu sehr und können zudem nicht in grosser Pro- 
portion angewandt werden, weil die Farbe sonst reisst und 
abblättert; bei dem mässigen Grad aber, in dem sie den Farben 
zugemengt werden dürfen, liegt auch in der Temperamalerei 
das Pigmentkorn nach dem Eintrocknen grösstentheils offen an 
der Luft und trägt graues Oberflächenlicht, so dass auch hier 
zwischen höchsten Lichtern und tiefsten Schatten kein eklatanter 
Unterschied quantitativer Lichtrei-lexion zu Stande kommt, ob- 
schon die Totalerscheinung oder der Gesammtton eines Tempera- 
bildes, wie schon bemerkt, stets etwas dunkler und farbensatter, 
als derjenige eines Freskogemäldes sein wird. 
Bekanntlich retouchirt man die unfertig gebliebenen Stellen 
in F reskobildern nach dem Trocknen, wo also keine Kalksinter- 
bildung zur Bindung der Farbe mehr hervorgerufen werden 
kann, mit Tempera, oder „al secco" s „auf dem Trocknen". 
In Folge der soeben erwähnten Verschiedenheit des Tons beider 
Materialarten kann sich diese Ueberarbeitung jedoch nur auf 
Schattenstellen und dunklere Farben erstrecken und auch hier 
kaum Lasur aus Tempera angewandt werden, sondern meist 
nur Strichelung. Die hohen Lichter des Fresko aber dürfen, 
wo nur irgend möglichb gar nicht a tempera retouchirt werden, 
da ihr leuchtender Ton den Temperafarben unerreichbar bleibt 
und auch die hellste Temperaretouche trüb und schwerfällig 
darauf zum Vorschein kommt. 
In der Temperamalerei an und für sich findet die Anwen- 
dung ausgedehnter und wiederholter Lasuren eine Schwierigkeit 
in dem Wiederaufweichen der Unterlagen und in dem leicht 
eintretenden Heckigen Auftrocknen der Lasur, welch letzteres 
aus dem Grund erfolgt, dass das durch die nasse Lasur wieder 
erweichte Bindemittel der Unterlage sich aus der gleichmässigen 
Vertheilung, in der es zuvor war, heraus und zu ungleich ver- 
theilten Anhäufungen zusammenzieht. An allen den Stellen 
nun, wo es in grösserer Menge vorhanden ist, hüllt es also das 
Pigmentkorn mehr ein und bewirkt folglich eine Abschwächung 
der Lichtreflexion, oder eine Verdunkelung des Farbenkörpers. 
Dagegen kann Lasur auf Wandbildem, die in Temperafarben 
ausgeführt werden, sehr bequem gehandhabt werden, indem die
	        
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