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und so den Grund bald mehr, bald weniger hindurchwirken
lassen, bald die Farbe und Retlexionskraft der aufgetragenen
Schicht allein und ohne Einmischung des Grundes zur Geltung
bringen; in Folge des flüssigen, genaueren und gleichinässigeren
Auftrags der Schichten wird es nicht vorkommen, dass die
Grundfarbe wie beim Pastell aus kleinen Lücken zwischen
den Pigmentkörnchen hervorschaut und sich so auf dem Wege
der Addition in die Farbe der Decke einmischt. Die neben-
einandergesetzten Farben und Töne lassen sich ferner, nass in
nass, aufs Beste an ihren Grenzen ineinander vermalen und
eignen sich somit weit besser, als die Pastellfarben, zu Her-
stellung harmonisch verschmolzener Modellirungen. Endlich ist,
und dies ist das Wichtigste, der Unterschied deckender und
durchsichtiger Farben, wenn auch noch nicht im höchsten, so
doch in fühlbarem Grade vorhanden:
Die hellen Deckfarben und das Weiss können in
den hohen Lichtern ihr Uebergewicht an qualitativer
und quantitativer Lichtreflexionskraft zugleich, gegen-
über "den zu den Schattentönen verwendeten qualitativ
und quantitativ lichtschwächeren Lasurfarben geltend
machen und es können daher umfangreichere Licht-
und Schattenmodellirungen, als in Pastell, hergestellt
werden. Mischtöne durch Uebereinanderschichtung ver-
schiedener Pigmente und die hiebei stattfindende, in S IO unter 2
erwähnte energischere Absorption bleiben nicht mehr versagt,
es kann jede helle Deckfarbe mit Lasur eines Transparent-
pigmentes überzogen und so jene vollere, edlere F arbenintensität
"hervorgerufen werden, die dem Pastell mangelt. Helle, grell-
farbige Intensivpigmente werden nun gleichfalls eher anwendbar,
theils, weil ihnen durch die Lasurpigmente das Gegengewicht
gleich farbenprächtiger Schatten zur Seite gestellt, theils, weil
ihre Grellheit durch schwache Transparentlasur gemildert werden
kann. Das, was wir in S I2, I, als das Extrem der Mischung
durch Subtraktion bezeichneten, die Dunkelheit der sich gegen-
seitig zu Neutralschwarz- löschenden Farben, ist zwar auch in
Affresko selbst mittelst der durchsichtigsten, hier zu An-
wendung kommenden Pigmente noch nicht vollständig