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zu hart ist, um das Wasser in sich eindringen zu lassen, wird
sich in dem Grad von Widerstand, den es als trockenes Pulver
der Fortpflanzung des eintretenden Lichtstrahls bereitete, besser
behaupten und ist es von Natur so beschaffen, dass sich das
Licht überhaupt nur sehr langsam in ihm weiterbewegt, auch
den im Wasser schon verlangsamten Strahl noch immer kräf-
tiger reflektiren, so dass also solche hartkörnige Pigmente durch
Verreibung mit Wasser, oder mit sonstigen das Licht verlang-
samenden Medien weniger, als weichfaserige, an der Helligkeit
geschädigt werden, die sie im Zustand der Trockenheit zeigten
(siehe S 6) 1.
Nun ist in F reskomalerei diese verschiedengradige Ver-
dunkelung der Farben selbstverständlicher Weise nur von so
langer Dauer, wie das Nassbleiben, und nach Verdunstung des
Wassers stellt sich ein helles und stumpfes Aussehen nur
durch die erwähnte schwach-krystallinische Transparenz des
Kalksinters um etwas gemildert wieder ein. Allein alle
Pigmente waren durch das Wasser weit besser und gleich-
massiger vertheilbar geworden, als die trockenen Pastellfarben
es sind, und zu besonders dünnen und gleichmässigen Lagen
liessen sich natürlich diejenigen vermalen, deren Korn sich im
Wasser am feinsten löste. In diesen besitzt also die Fresko-
malerei zudem durchsichtigere Farben gegenüber den hartkör-
nigeren, deckenden, ein Unterschied und Vortheil, über den das
Pastell wiederum nicht verfügt.
Da die Farben nach dem Auftrocknen anders aussehen, als
in nassem Zustande, so muss der F reskomaler alle seine Misch-
töne, ehe er sie aufmalt, genau auf ihr Aussehen nach dem
Trocknen ausprobiren und ist dann beim Gebrauch an die Zahl,
die er ausprobirt hat, gebunden, ähnlich, wie der Pastellmaler
an die in seinen Stiften vorräthigen Farben. Allein er ist hiebei
insofern weit freier, als er unter der Arbeit mit grösster Leichtig-
keit immer neue Mischungs-Variationen nach Belieben und Be-
dürfniss hinzufügen kann. Dann kann er diese Töne, solange
der Bewurf feucht ist, mehrmals in Schicht übereinander legen
Brücke, Physiologie
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der Farben.
und