eintreten, wie das oben von Farben bei Lampenlicht Gesagte,
nur mit dem Unterschied, dass die den farbigen Reflex em-
pfangende Localfarbe, obwohl schattig, doch ebensowohl aus
dem Tageslicht entnommen ist, wie das ihr den ReHex zu-
werfende Gegenüber. Ist die schattige Localfarbe nun zum
Beispiel gleichfalls roth oder gelb, so wird sie dies durch das
rothe oder gelbe Refiexlicht in noch schönerem und intensiverern
Maasse werden. Wäre sie aber zum Beispiel blau, reiiektirte
also die kurzen Wellen des ihr zukommenden weissen Tages-
lichtes, so würden die sich nun hinzugesellenden langwelligen
Strahlen des Reflexes sich mit diesem blauen Licht mischen
und es würde bei gelber Retlexfarbe Grün, bei rother Violet
entstehen. Das Aehnliche würde eintreten, wenn das zurück-
prallende Licht kurzwelliges und die schattige Localfarbe aus
dem allgemeinen Tageslicht ausgesondertes Roth oder Gelb
wäre. Der Unterschied zwischen diesem und dem Effekt des
farbigen Lampenlichtes besteht also darin, dass bei letzterem
blaue Gegenstände ihr Blau aus dem Lampenlicht selbst aus-
sondern, in dem es schwach vertreten ist, und die langen Wellen
des Lampenlichts von dem beleuchteten Gegenstand absorbirt
werden, während dort die kurzwelligen Strahlen der beschatteten
und die langwelligen der beleuchteten Wand gewissermaassen
als selbständige Machte einander gegenüberstehen und zusammen
handeln.
Selbstverständlich muss Reflexlicht, wenn es auf sein Gegen-
über eine beleuchtende Wirkung ausüben soll, immer licht-
kräftiger sein, als dies Gegenüber. Bei dem soeben betrachteten
Fall ist angenommen, dass der Schatten der andersgefärbten
Wand, die den Reflex auffängt, kein sehr tiefer sei. Ist derselbe
aber so tief, dass seine Aufhellung gänzlich vom Reflex allein
bewerkstelligt wird, so nähert sich der Effekt dem von den
farbigen Flammen ausgeübten. Empfängt eine schattige Farbe
Reflex von einer beleuchteten Stelle der nehmlichen Farbe, wie
z. B. in Falten einfarbiger Gewänder, so wird die Reflexfarbe
zwar nicht so hell, wie die Lichtfarbe, sein, aber intensiver von
Colorit; das Roth im F altenreflex eines rothen Gewandes z. B.
wird schöner roth sein, als dasjenige der den Reflex verur-