Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

aber auch noch die sattfarbigsten vom Sonnenlicht durch- 
schienenen Blumen- und Pflanzenblätter erscheinen nur schwer- 
fällig im Vergleich zu den Farben der Luft und der Wolken. 
In diesen webt und flimmert das Licht überall und nach allen 
Richtungen hin, auch der Sonne gegenüber, sind sie zugleich 
beleuchtet und innerlich durchleuchtet. Dasselbe eigen- 
thümlich lichtclurchwebte, von irdischer Schwere befreite Aus- 
sehen verleihen die Medienfarben auch den Gegenständen des 
landschaftlichen Mittel- und Hintergrundes, die sie in ihren Duft 
einhüllen. Sie verrathen uns das Vorhandensein der Luftschicht, 
die sich zwischen uns und die Ferne legt, und so lassen sie 
diese mit ihren verschiedenen Plänen weit hinter die sich am 
Platz behauptenden positiven und schweren Farben des Vorder- 
grundes zurückweichen. 
Ueber die Lichtreflexion trüber Medien verfügt die Malerei 
in ihrem Material, und zwar kann sie die milderen unter diesen 
Erscheinungen mit vollkommener Natürlichkeit nachahmen. S0 
z. B. das Blauen von Thau auf dunklen Blättern, blauende 
Dampfschichten, die vor Dunkelheiten aufsteigen, das Blau im 
Auge, bläuliches Durchscheinen der Adern durch die Haut und 
dgl. mehr. Dessgleichen reichen auf Seite der warmen Medien- 
farben ihre Mittel zu vollkommen treffender Nachahmung sehr 
massiger hieher gehöriger Erscheinungen der Natur aus, wie 
z. B. zu derjenigen der bräunlichen und gelblichen Töne in 
dünnem Dampf oder Staub, der von einer hellfarbigen Wand 
oder dgl. aufwallt. Die Malerei verwendet zu diesen, wie zu 
den vorerwähnten blauenden Tönen ihre Weisspigmente, oder 
auch die in andren Pigmenten enthaltenen weisslichen T rübungen, 
die sie in dünn vertheilten Schichten v0r_ dunklen oder hellen 
Hintergründen ausbreitet, wie dies entsprechend in der Wirk- 
lichkeit mit den weissen Partikeln geschieht, die jenen bläu- 
lichen oder gelblichen Schein veranlassen.  Zu ebenso voll- 
kommener Nachahmung der grossen, mächtigen Erscheinungen 
in unserer Atmosphäre reichen die Medienfarben der Malerei 
allerdings nicht aus. Dennoch werden wir diese unter Zuhilfe- 
nahme derselben auf verminderter Verhältnissscala jene Farben- 
töne treffend von positiven Farben solider Körper unter-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.