aber auch noch die sattfarbigsten vom Sonnenlicht durch-
schienenen Blumen- und Pflanzenblätter erscheinen nur schwer-
fällig im Vergleich zu den Farben der Luft und der Wolken.
In diesen webt und flimmert das Licht überall und nach allen
Richtungen hin, auch der Sonne gegenüber, sind sie zugleich
beleuchtet und innerlich durchleuchtet. Dasselbe eigen-
thümlich lichtclurchwebte, von irdischer Schwere befreite Aus-
sehen verleihen die Medienfarben auch den Gegenständen des
landschaftlichen Mittel- und Hintergrundes, die sie in ihren Duft
einhüllen. Sie verrathen uns das Vorhandensein der Luftschicht,
die sich zwischen uns und die Ferne legt, und so lassen sie
diese mit ihren verschiedenen Plänen weit hinter die sich am
Platz behauptenden positiven und schweren Farben des Vorder-
grundes zurückweichen.
Ueber die Lichtreflexion trüber Medien verfügt die Malerei
in ihrem Material, und zwar kann sie die milderen unter diesen
Erscheinungen mit vollkommener Natürlichkeit nachahmen. S0
z. B. das Blauen von Thau auf dunklen Blättern, blauende
Dampfschichten, die vor Dunkelheiten aufsteigen, das Blau im
Auge, bläuliches Durchscheinen der Adern durch die Haut und
dgl. mehr. Dessgleichen reichen auf Seite der warmen Medien-
farben ihre Mittel zu vollkommen treffender Nachahmung sehr
massiger hieher gehöriger Erscheinungen der Natur aus, wie
z. B. zu derjenigen der bräunlichen und gelblichen Töne in
dünnem Dampf oder Staub, der von einer hellfarbigen Wand
oder dgl. aufwallt. Die Malerei verwendet zu diesen, wie zu
den vorerwähnten blauenden Tönen ihre Weisspigmente, oder
auch die in andren Pigmenten enthaltenen weisslichen T rübungen,
die sie in dünn vertheilten Schichten v0r_ dunklen oder hellen
Hintergründen ausbreitet, wie dies entsprechend in der Wirk-
lichkeit mit den weissen Partikeln geschieht, die jenen bläu-
lichen oder gelblichen Schein veranlassen. Zu ebenso voll-
kommener Nachahmung der grossen, mächtigen Erscheinungen
in unserer Atmosphäre reichen die Medienfarben der Malerei
allerdings nicht aus. Dennoch werden wir diese unter Zuhilfe-
nahme derselben auf verminderter Verhältnissscala jene Farben-
töne treffend von positiven Farben solider Körper unter-