Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

gestreckte, oder eine quadratische ist, u. s. w. Ebenso wird 
es auch nicht gleichgiltig sein, in welcher Weise die auf die 
Fläche projicirten und somit bestimmt umgrenzte Theile der 
Gesammtliache occupirenden Körperbilder dem Rahmen eingefügt 
werden, d. h. in welchen Verhältnissen der Grösse die von ihnen 
occupirten F lächentheile zur Gesammtflache stehen, wie sich die 
Figur und Richtung ihrer Umrisse zum Gesammtumriss des 
Rahmens verhält, oder an welcher Stelle des gesammten F lachen- 
raumes sich ihre Figur befindet, ob in der Mitte, zur Seite, 
nach unten oder oben gerückt. 
Auch bezüglich dieser Dinge eignet sich der Blendrahmen 
trefflich zum Experimentiren. Betrachtet man durch ihn hin 
einen Complex von Gegenständen, der zum Nachbilden reizt, 
so kann n1an aufs Leichteste, sei es durch verschiedene Stellung, 
die man zum Rahmen einnimmt, oder durch Hin- und Her-, 
Vor- und Zurückschieben des Rahmens selber die verschieden- 
sten Bilder und Eindrücke von dem nehmlichen gegenständlichen 
Inhalt gewinnen. Halte ich den Rahmen so vor eine Landschaft 
hin, dass sein oberer Abschluss dem Erdhorizont ganz nahe 
tritt und vom Himmel nur noch ein schmaler Streif in das Bild 
fällt, so wird das offenbar einen ganz anderen Ausdruck haben, 
als wenn ich, umgekehrt, den Horizont tief beim untern Rahmen- 
abschluss erscheinen lasse. S0 kann ich nach Belieben, sozu- 
sagen, einen jeden der gesehenen Gegenstände zum interessanten 
Hauptbildobjekt machen, oder aber als nebensächlich unter- 
drücken, je nach dem Platz im Rahmen, den ich ihn einnehmen 
lasse, sei es, dass ich ihm den Hauptraum in der Mitte anweise, 
Oder ihn auf einen kleinen Fleck, einer Seite des Rahmens nahe, 
beschränke. Ich kann auch den Eindruck des ganzen Bildes 
Zu dem des Schlanken, Gedrungenen, sich wohlproportionirt 
und gefällig in den Rahmen Schickenden, oder aber denselben 
plump und ungefüge Erf-Jllenden machen, bloss durch verschie- 
dene Stellung des Rahmens zum Auge. 
Es ergibt sich hieraus, dass die durch den Rahmen gesehenen 
Solidkörper  und selbstversändlich noch weit mehr deren auf der 
Malliäche nachgeahmte Bilder  wirklich auch als selbst flächen- 
hafte Theile oder Unterabtheilungen der Gesammtfiäche des 
Ludwig, Oelmalerei. 2 
	        
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