Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

dieses Paragraphen 2 citirten Figur und documentirt hiemit 
zugleich, wie die vielbestrittene "einäugige" Centralperspektive 
lin der Malerei das einzig mögliche und zweckmässige Auskunfts- 
mittel zur Darstellung der Raumvertiefung sei. Ueberall, wo 
diese Kunst sich derselben nicht bedient, geschehe dies nun aus 
naiver Unkenntniss, oder auch, weil sie vermeint, auf anderem 
Wege mehr erreichen zu können, wird sie den Eindruck der 
Raumvertiefung verfehlen und werden ihre Gestalten, so grosse 
Vorzüge sie sonst aufweisen mögen, deutlich als einer ebenen 
Bildwand anhaftend erscheinen. 
5' 3. Nicht nur, dass die Malerei ihre Ziele vollkommener 
erreicht, wenn sie Art, Vermögen und Schranken der Dar- 
stellungsmittel bei ihrer Naturbeobachtung mit in Rechnung und 
zu Rathe zieht, die Naturbeobachtung in direktester, engster 
Beziehung zu den künstlerischen Darstellungsmitteln hält, sie 
kommt auf diesem Wege auch leichter zum Ziel. 
Bleiben wir immer beim Beispiel der zeichnerischen Dar- 
stellung des körpererfüllten, freien Raumes. In welche Ver- 
legenheit und Verwirrung geräth doch das Auge des Zeichners  
und zwar nicht nur des Anfängers, sondern auch des Geüb- 
teren  gar bald, wenn es, solchem Raume gegenübergestellt, 
daran geht, die mannigfachen Wendungen und Neigungen dieser 
Körperüächen und -Umrisse, deren Grössenverhältnisse, gegen- 
seitige Abstände u. s. W. so zu bestimmen, dass sie der Wahr- 
heit entsprechend auf das Zeichenblatt übertragen werden können! 
Es weiss nicht, welches von allen diesen Verhältnissen es als 
festes Maass zum Bestimmen der übrigen annehmen soll, und 
wird, wenn es nur bei einem einzigen um ein Geringes irrte, 
bei allen insgesammt, für die es nun unmerklich das rechte 
Maass der gegenseitigen, vergleichenden Bestimmung verlor, 
den Irrthum bald ins Schrankenlose, kaum noch der Berichtigung 
Fähige wachsen sehen. Solcher Verworrenheit kann der Zeichner 
nicht besser abhelfen, als, indem er zwischen sich und den ab- 
zuzeichnenden Gegenständen einen offenen Blendrahmen anbringt, 
der ihm die Stelle der Schnittiiäche des Sehstrahlenkegels markirt 
und versinnlicht, auf der die Bilder der gesehenen Naturobjekte 
fixirt werden sollen, um hienach in beliebig reducirtem Maass-
	        
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