auf's Sorgsamste wahrnehmen und sie in möglichster Fülle und
Präcision für ihre Zwecke auszubeuten suchen.
Dieser Trieb und dieses umsichtige Bemühen bilden eines
der ausgezeichnetsten Merkmale des echten bildnerischem Ta-
lentes, das die Naturerscheinung mit lebhaftem Interesse und,
von dem Wunsch beherrscht, betrachtet, das Erschaute in ge-
diegenem Kunstwerk neu zu erschaffen. Zwar kann man täglich
die Meinung aussprechen hören, die Uebertragung des Aussehens
natürlicher Dinge in die malerischen Darstellungsmittel sei
lediglich eine etwa dem Gestus beim Reden vergleichbare
instinktmässig in plötzliche sinnliche Aktion der Augen und
Hände sich umsetzende Willenserregung des von anschaulichen
Vorstellungen lebhaft ergriffenen künstlerischen Innern und ihr
Talent bedürfe, um zur Fertigkeit und Meisterschaft ausgebildet
zu werden, bloss noch der hinzukommenden Erlernung und
praktischen Uebung einiger mechanischen Kunstgriffe. Doch
zeigt diese Ansicht lediglich, wie oberflächlich vielerwärts die
Vorstellungen von bildnerischem Thun sind und mit wie stumpfem
Unterscheidungsvermögen und nur beiläufigem Interesse man
häufig aller Erscheinung überhaupt gegenübersteht; hören wir
sie aber von solchen vertreten, die sich selber der Ausübung
der Kunst widmen, so werden wir in deren Werken sicher
keiner Meisterschaft begegnen, sondern nur künstlerisches Er-
schauen und Beobachten der Natur mit der sinnlichen Darstellung
im Bild und der hiebei aufgewandten Technik auf gleich niedriger
Stufe des Unvermögens und der Rohheit erblicken. Dagegen
ist es vollkommen natürlich, dass bei sich verfeinerndem An-
schauen und Begreifen der Naturerscheinung mit der höher und
immer höher steigenden künstlerisch liebevollen Ehrerbietung
vor derselben auch die Ansprüche an die eigene Leistung und
an deren technisches Ausdrucksvehikel Schritt halten müssen
und sich somit auch das Studium der Eigenschaften des Ma-
teriales verfeinert.
Dies führt nun nicht bloss zu besserer Beherrschung und
Ausbeutung der Darstellungsmittel behufs möglichst gelungener
Wiedergabe der Naturerscheinung überhaupt, sondern auch zur
Erkenntniss der im Material an und für sich verborgenen Vor-