Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

auf's Sorgsamste wahrnehmen und sie in möglichster Fülle und 
Präcision für ihre Zwecke auszubeuten suchen. 
Dieser Trieb und dieses umsichtige Bemühen bilden eines 
der ausgezeichnetsten Merkmale des echten bildnerischem Ta- 
lentes, das die Naturerscheinung mit lebhaftem Interesse und, 
von dem Wunsch beherrscht, betrachtet, das Erschaute in ge- 
diegenem Kunstwerk neu zu erschaffen. Zwar kann man täglich 
die Meinung aussprechen hören, die Uebertragung des Aussehens 
natürlicher Dinge in die malerischen Darstellungsmittel sei 
lediglich eine  etwa dem Gestus beim Reden vergleichbare  
instinktmässig in plötzliche sinnliche Aktion der Augen und 
Hände sich umsetzende Willenserregung des von anschaulichen 
Vorstellungen lebhaft ergriffenen künstlerischen Innern und ihr 
Talent bedürfe, um zur Fertigkeit und Meisterschaft ausgebildet 
zu werden, bloss noch der hinzukommenden Erlernung und 
praktischen Uebung einiger mechanischen Kunstgriffe. Doch 
zeigt diese Ansicht lediglich, wie oberflächlich vielerwärts die 
Vorstellungen von bildnerischem Thun sind und mit wie stumpfem 
Unterscheidungsvermögen und nur beiläufigem Interesse man 
häufig aller Erscheinung überhaupt gegenübersteht; hören wir 
sie aber von solchen vertreten, die sich selber der Ausübung 
der Kunst widmen, so werden wir in deren Werken sicher 
keiner Meisterschaft begegnen, sondern nur künstlerisches Er- 
schauen und Beobachten der Natur mit der sinnlichen Darstellung 
im Bild und der hiebei aufgewandten Technik auf gleich niedriger 
Stufe des Unvermögens und der Rohheit erblicken. Dagegen 
ist es vollkommen natürlich, dass bei sich verfeinerndem An- 
schauen und Begreifen der Naturerscheinung mit der höher und 
immer höher steigenden künstlerisch liebevollen Ehrerbietung 
vor derselben auch die Ansprüche an die eigene Leistung und 
an deren technisches Ausdrucksvehikel Schritt halten müssen 
und sich somit auch das Studium der Eigenschaften des Ma- 
teriales verfeinert. 
Dies führt nun nicht bloss zu besserer Beherrschung und 
Ausbeutung der Darstellungsmittel behufs möglichst gelungener 
Wiedergabe der Naturerscheinung überhaupt, sondern auch zur 
Erkenntniss der im Material an und für sich verborgenen Vor-
	        
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