Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

x59 
So ist es z. B. ein uralter Gebrauch, fleischfarbige Model- 
lirungen mit Grün oder Blaugrün zu unterlegen, dem Ultra- 
marinblau, um ihm grosse Dunkelheit zu verleihen, eine braune 
Untermalung zu geben, transparentem Grün zu demselben Zweck 
eine dunkelrothe und, umgekehrt, transparentem Roth eine 
dunkelgrüne, gelbe Gewänder auf violette Untertuschungen zu 
malen, für Baumgrün violetgraue oder röthlichgraue Malgründe 
zu Wählen, theils, um es angenehm in's Graue zu brechen, theils, 
um in ihm grosse Schattentiefen zu erzeugen. 
Oder wir neutralisiren zu brillant und farbig gewordene 
Halbtöne einer Carnation, oder rother Stoffe mit einer darüber 
gelegten grünlichen Zartlasur, schattircn "ähnlicher Weise Grün 
mit Rothlasur ab, u. s. w. Endlich benützen wir auch alle diese 
Gegensätze zu ähnlichen Zwecken in Mischungen aus Pig- 
mentmengung.   
Es liesse sich also hierauf, als Principgauch ein ganzes coloris- 
tisches Arbeitsverfahren gründen, indem manisogleich von Anfang 
her eine jede im Bilde vorkommende Localfarbe mit ihrer sie 
zu Grau oder Schwarz auslöschenden Gegenfarbe unterlegte. 
Doch möchte dieses wohl nur dann praktisch durchführbar sein, 
wenn das F arbenproblem des Bildes auf eine geringe Zahl von 
Localfarben beschränkt bliebe. Denkt man es sich hingegen 
auf grosse, reiche Compositionen angewandt, z. B. auf die Dar- 
stellung einer Schlacht, bei der nun alle Gesichter der Kämp- 
fenden, deren rothe Uniformstücke und das vergossene Blut 
mehr oder weniger grün, der blaue Himmel und die blauen 
Waffenröcke vorläufig orangegelb, die grünen Gräser am Boden 
roth u. s. w. wären, und malt sich dieses nur in Gedanken ein 
wenig aus, so wird man sofort einsehen, dass eine solche Unter- 
malung den Maler nicht nur gleich von vornherein an der Klärung, 
ja Festhaltung seines inneren Vorstellungsbildes weit eher ver- 
,hindern, als fördern, sondern auch im Verlauf des Uebermalens, 
wenn auf einzelnen Bildtheilen die richtigen Farben neben jene 
durchaus verkehrten zu treten begönnen, sein Urtheil immer 
mehr verwirren, wenn nicht schier unmöglich machen müsste. 
Dem ist also das Verfahren der-monochrorinen neutralgrauen 
Untermalung weit vorzuziehen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.