x68
farbe aufgesetzte hohe Licht schwerfällig und fremdartig wirken.
ja es wird sogar, wenn man das Bild aus einiger Entfernung
betrachtet, hinter den durchleuchteten Mittelton zurückzu-
weichen scheinen.
Man kann dieses an manchen nur flüchtig und skizzenhaft
behandelten Sachen des Rubens sehen, wo z. B. im Fleisch
die warmen Mitteltöne aus Heischfarbiger Lasur auf hellgrauen
Malgrund aufgetragen und so unberührt stehen geblieben, auch
die warmen Schatten bloss mit einer noch vom Licht des Mal-
grundes durchschienenen rothbraunen Lasurschicht einge-
tragen sind. Nur die hohen Lichter sind mit höchster Meisterschaft
helldeckfarbig aufgesetzt. Aus der Nähe betrachtet, sieht es
vortrefflich aus. Tritt man aber einige Schritte davon hinweg,
so scheinen die lasirten Halbtöne und Schattentiefexl vor die
deckfarbigen Lichter mit verkehrter Reliefwirkung hervorzutreten.
In durchgeführten Werken des Meisters kommt dergleichen
natürlich nicht vor.
Hat man also Solches zu meiden, so ist es hingegen ganz
am Platz. an Stellen, die Leichtkörperliches oder vom
Licht Durchschienenes bedeuten sollen wie z. B. in
Lüften die erste farbige Lasur auf dem hellen Malgrund
unberührt, oder von keiner Deckfarbe berührt, stehen zu lassen,
wenn sie sonst in gelungener Weise leistet, was sie hier soll.
S 29. Benützmzg der einander ausläreäendelz Farben.
Dass sich in den Spectralfarben Roth mit Grün, Orange
mit Blau, Gelb mit Purpurviolet zu Schwarz neutralisirt, erweist
sich bekanntlich auch in unseren Pigmenten, obgleich dieselben
keine Spectralfarben zeigen, doch vielfach ausnützbar. Es ver-
hilft uns zur Erzielung eines immerhin dunkleren und reineren
Schwarzes und neutralerer Graunüancen, als unsre Schwarzpig-
mente allein oder in Mischung mit Weiss uns gewähren Häufig
genug benützen wir es auch, um eine Farbe in ihrer Brillanz
zu brechen und sie mit besserem Erfolg, als durch Zumengung
von Schwarz oder von Grau aus Schwarz und Weiss möglich
wäre, mit grauen Halbtönen oder mit Schattencharakter zu
versehen.