Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

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Man geht mit halbdeckender O pakschicht bis in die Schatten- 
tiefen vor, damit hier das Herscheinen der Aufzeichnung und 
ihrer Schraffirung unmöglich gemacht werde. Die höchsten 
Lichtstellen werden mit reinem Weiss oder mit Lichtfarbe auf- 
gesetzt. Die halbdeckenden Uebergangstöne können natürlich 
kein solches Grau zeigen, wie auf grauer Untermalung, da sie 
alle auf Unterlagen erzeugt sind, deren Farbe nur eine dunklere 
(transparente) Nüance ihrer eignen helleren Farbe ist Es wird 
also Alles eminent farbig und hell. 
Die grauen Halbtöne müssen nach dem Trocknen der 
localfarbigen Lichthöhung an ihren Stellen mit neutralisirenden 
Zartlasuren hergestellt werden. 
Wiederum nach dem Trocknen wird dann das Ganze mit 
localfarbigen Zart- und Kraftlasuren vollendet. 
Dem hier geschilderten Verfahren verdanken die grössten 
Meisterwerke der älteren Oelrnalerei ihre wunderbare Farben- 
pracht. Aber die Betretting des gleichen Wegs möchte nur 
Solche zu ähnlichen Zielen führen, die sich an Meisterschaft mit 
den Autoren jener Werke messen dürfen. 
Soll die hohe Schönfarbigkeit, die der erste localfarbige 
Ueberzug aus Lasurschichten auf dem weissen Malgrund be- 
kommt, etwas gemildert werden, so giebt man dem Malgrund 
nach Fertigung der Aufzeichnung mittelst einer einfarbigen Lasur- 
lage einen Ton und trägt nach dem Trocknen die localfarbigen 
Lasuren erst hier auf. 
So kommt in den Notizen des Lionardo als erste Anlage 
(la inprimiera) ein grünlicher Transparentton vor, der über 
die auf weissem Oelfarbengrund angefertigte Aufzeichnung zu 
streichen sei! Lionardo liebte eher kühle, als glühende Farben- 
probleme und beabsichtigte also durch diesen grünlichen Ton 
die darüber zu legenden Transparentfarben warmer Richtung 
in's Graue zu brechen. 
Carel van Mander erzählt, dass manche Meister die auf 
weiissem Malgrund sorgfältig ausschattirte Vorzeichnung zunächst 
1 Ausgabe 
Mollien.  Cod. 
der Pariser Mss. 
A. F01, I, a. 
des 
Vinci, 
Ravaisson- 
Charles 
VOII
	        
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