Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

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zurück, in seine eigne Sphäre versetzt. Es beschäftigt uns jetzt 
nicht mehr der Vergleich seiner Farben, Helligkeiten und 
Dunkelheiten mit denjenigen der wirklichen Umgebung, sondern 
nur noch die Vergleichung seiner eigenen Farben-, Helligkeits- 
und Dunkelheitsverhältnisse unter einander. Nur hiemit kann 
auch unsre Illusion beginnen, dass dieses auf eine Fläche Ge- 
malte Solidkörper im vertieften Raum der Wirklichkeit vorstelle_ 
Die Farbe des ersten allgemeinen Ueberzugs, dieser„Gene- 
ralabtönung oder -Betonung", ist selbstverständlich nicht immer 
die nehmliche. Ihre Wahl hängt ebensosehr von der Farbe 
des in dem coloristischen Problem des Bildes herrschenden Be- 
leuchtungslichtes ab, als von den vorherrschenden Localfarben. 
Zum Beispiel: In unserem Bildchen, Tafel V, soll, wie wir 
wissen und worauf wir von vornherein die ganze Arbeit ein- 
richteten, der gelbröthliche Abendschein die vorherrschende 
Beleuchtung abgeben und nur wenige Stellen des Bildes werden 
unter dem Einfluss des kalten Zenithlichtes zu stehen haben. 
Dieses würde uns bestimmen, zur Anfertigung der betonenden 
Generallasur eine gelbröthliche Farbe zu wählen, also etwa ein 
klein wenig gebrannten Lichtocker einem gelblichen Bernstein- 
Hrniss zuzumischen und hiemit das Ganze zu überstreichen. 
Die wenigen kaltbetonten Stellen im Bilde. die hiedurch zu 
warm gefärbt würden, wie z. B. die kalten Luftlichter auf der 
Loggienbrüstung und die vom östlichen Himmel herrührende 
Aufhellung der Schattenseite des jünglings würden wir dann 
wiederetwas herausputzen. Wir überlegen nun auch, 0b die 
Localfarben unsres Bildchens durch die gewählte Farbe der 
Generallasur nicht hässlich oder in einer Weise verändert werden 
können, die dem Ausdruck des warmen Beleuchtungstones, den 
sie bekommen sollen, nicht genügte oder demselben gar wider- 
spräche; und da dieses nicht der Fall sein wird, so geben wir 
die Generallasur mit dieser Farbe. 
Hätten wir dagegen einen solchen warmen Beleuchtungston 
über eine Malerei zu legen, deren Hauptgegenstände allerlei 
lebhaftes Grün zur Localfarbe haben müssten, so würden wir 
dem Firniss der Generallasur eher ein transparentes Gelb zu- 
mischen, als ein Roth, weil dieses letztere dem Grün leicht
	        
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