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würden; die schwerfiüchtige Sorte des Petroleums löst nehmlich
diese weder auf, noch greift sie dieselben auch nur ober-
flächlich an.
Das Erste, was wir mit der Schlusslasur bezwecken, ist,
dem Bilde Alles zu nehmen, wodurch das Colorit der auf Clem-
selben dargestellten Gegenstände mit den Farben der realen
Gegenstände der Umgebung in eine nüchterne, materielle Con-
currenz treten könnte. Hierher gehören alle sehr bestimmten
Unterschiede und Contraste starker Localfarben und namentlich
das nüchterne Wesen der starken Deckiarben, die das beleuch-
tende Licht lebhaft von ihren Oberflächen reflectiren. Die ge-
malten Gegensätze heller Lichter und Schatten können mit den
weit stärkeren, die wir in den das Bild umgebenden realen
Solidkörpern wahrnehmen, nicht so leicht in Wettstreit kommen.
Sie fallen also in dieser Beziehung an sich weniger in Betracht.
Aber gerade dieser Umstand, dass ein gemaltes Bild an Relief-
erscheinung mittelst Licht und Schatten mit jener realen körper-
haften Umgebung sich nicht messen kann und neben dieser
schliesslich stets als Ebene kenntlich bleibt, macht es um so
nothwendiger, dass auch seine Farben nicht mit denen der
Umgebung concurriren. Würden sich dieselben z. B. so tonlos
und lebhaft von einander unterscheiden, wie diejenigen einer
Tapete, auf der das Bild hängt, so würde durch diese Aehn-
lichkeit die reale F lächenhaftigkeit des Gemalten erst recht in's
Gefühl fallen und die Illusion des Reliefs vollkommen VerdrängenÄ
Bei Legung der Schlusslasuren beginnen wir also mit der
Ueberziehung des ganzen Bildes mit einer schwach gefärbten
Firnisslage, welche alle grellen Localfarbenunterschiede mildert
und das nüchterne Oberflächenlicht der Deckfarben hinwegnimmt.
Die Erscheinung des Bildes hat hiedurch an Helligkeit und
Lebhaftigkeit der Farben verloren, aber das Gemalte ist damit
aus aller Concurrenz mit der umgebenden Wirklichkeit hinaus,
hinter seinen Rahmen und die diesen umgebende Wandüäche
1 Dieses vergessen oder übersehen alle modernen Hell-
heller und grellfarbiger, desto flacher wirken ihre Bilder.
und Grellmaler.