Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

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verbinden, darf man durch diesen Zusatz weder ihre Geschmei- 
digkeit, noch ihre Körperhaftigkeit schädigen. Sie müssen mit 
dem Firniss gleich von vornherein in der richtigen Consistenz 
verrieben werden und man kann dann einen Harzölfirniss wählen, 
in weichem das Harz sogar das Uebergewicht über das Oel 
hat; setzt man diesem Bindemittel etwas nasshaitendes Petroleum 
zu, so lässt sich die Farbe in festester Consistenz auf das Feinste 
damit verreiben, besitzt neben allen ihr von dem Harz mitge- 
theilten Eigenschaften die grösste Geschmeidigkeit und lässt sich, 
nach Art der Petroleumfarben insgemein, nach Belieben nass 
halten und trocknen. 
Auf diese Weise kann man sich Lasurfarben bereiten, 
wie man deren wohl in Prachtgewändern auf altdeutschen 
und altitalienischen Bildern sieht, Farben, die an Pracht 
und Transparenz denen des Glasflusses wirklich nicht nach- 
stehen, und mit denen sich doch zugleich so bestimmt 
und sicher malen und zeichnen lässt, wie man es auf jenen 
Werken sieht. 
Bei keinem Stadium der Arbeit kommen bezüglich des 
Colorites so leicht Irrungen vor, als bei demjenigen der Schluss- 
lasuren, zu dem wir jetzt übergehen. Das ganze Bild bekommt 
bei dieser Operation alsbald in seiner Färbung ein durchaus 
verändertes Aussehen und oft begegnet es, dass man im Ganzen 
oder auch in einzelnen Theilen, besonders in den Lichtern, die 
Lasur etwas zu stark aufträgt, oder gar den richtigen Ton ver- 
fehlt. Trocknen nun solche Lasuren auf, ehe man den Schaden 
beseitigen konnte oder denselben recht erkannte, so wird unter 
Umständen viel Zeit und Arbeit verloren. Denn solche ge- 
trocknete Lasuren von der Malerei wieder hinwegzunehmen, ist 
oft bedenklich und richtet in den Unterlagen Zerstörungen an. 
Die Anwendung des nasshaltenden Petroleums führt den schätz- 
baren Vortheil mit sich, dass man damit Lasuren, und wären 
ihre Farben mit den schärfsttrocknenden Firnissen gemischt, 
Wochen lang frisch halten kann, während welcher Zeit sich also 
nicht bloss jede beliebige Veränderung der Lasur vornehmen, 
sondern dieselbe sich auch vollkommen rein von der Malerei 
hinwegwischen lässt, ohne dass die Unterlagen beschädigt
	        
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