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gereinigt, von allen Unebenheiten befreit, an die sich die flüssige
Lasur reichlicher ansetzen würde, und in der üblichen Weise
durch Bereibung mit ein klein wenig Petroleum zur gleichmäs-
sigen Aufnahme der neuen Farbe vorbereitet. Soll aber eine
sich abtönende Lasur gelegt werden, wie z. B. bei Malung eines
vom Zenith her nach dem Horizont zu allmählig blasser und
weisslicher werdenden blauen Himmels, so bereitet man den
Grund in der Weise mit einer Firnisslage auf die Lasur vor,
wie in S 24 bei Gelegenheit des Anfertigens solcher Zartlasuren
gesagt ist.
Auf einem nicht zuvor befeuchteten Untergrund lässt sich
nicht gut lasiren. Auch wenn derselbe so ist, dass die Lasur
nicht darauf in Tropfen zusammenrieselt, so stockt doch auf
seiner Trockenheit der Pinselstrich und es bilden sich leicht
Ab- oder Ansätze. Nur sei der Grund auch nicht so stark
befeuchtet, dass die Lasur darauf in's Laufen kommen kann.
Fiirchtet man, eine Lasur zu nass gelegt zu haben, so
muss man das Bild auf so lange in horizontale Lage bringen,
bis die Lasur angezogen hat.
Es taugt nichts, Lasuren mit sog. Vertreib-Pinseln zu ver-
stupfen, um sie eben und gleich zumachen. Die Lasur verliert
hiedurch das frische Ansehen und sieht getupft, aber nicht eben
aus. Man muss sich darin üben, die Lasur mit demselben
Pinsel auszugleichen, mit dem man sie legt. Oft entstehen die
Ungleichheiten dadurch, dass bei einigen Stellen nicht mehr
genug Farbe im Pinsel war. Dann holt man diese mit neuer
Farbe nach. Ist im Gegentheil an einige Stellen zuviel Farbe
gekommen, so verstreicht man dieselbe, immer mit demselben
Pinsel. Oder man nimmt, so lange als noch Alles nass ist,
einen andren, reinen, weichen Pinsel ohne Farbe und lässt von
demselben das Zuviel der Lasur, das die Flecken bildet, auf-
saugen. Sehr dienlich ist hiezu auch ein in ein Stückchen reinen
alten Leinens eingewickelter kleiner Ballen Watte, mit dem
man nur die zu dunkel gewordenen Stellen betupft.
Will eine Zartlasur nicht beim ersten Auftrag gelingen, so
streicht man sie lieber zu blass und übergeht sie nach dem
Trocknen nochmals mit dünnster, Schicht.