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hiedurch dem Auge die Stellung ihrer verschiedenen Flächen
und Seiten zu der im Bild vorgestellten oder angenommenen
Beleuchtungsursache, oder ihre Solidgestalt, ihr Formenrelief
und die Reliefgestalt des ganzen dargestellten Raumes deutlich
werde.
Zugleich zeigt die Art dieser Lichter und Schatten auch
an, 0b die Körper, an denen dieselben zum Vorschein kommen,
aus leichter und lockerer oder aus schwerer und dichter, aus
durchscheinender oder aus opaker Substanz bestehen; ob sie in
der Nähe oder Ferne vorgestellt sind; ferner, ob die im Bilde
dargestellte Beleuchtung selber eine milde oder grelle sei, von
diffusem grossem, odervon einseitigem, eingeschränktem Licht
herrühre, oder ob im nehmlichen Bilde mehrfache, an Grösse
und Intensität ungleiche Beleuchtungsursachen an verschiedenen
Stellen wirken; endlich, ob die Lichtquelle weisses, neutralgraues,
oder irgend ein andersfarbiges Licht über die Gegenstände er-
giesst, oder 0b mehrere verschieden gefärbte Beleuchtungs-
ursachen neben einander thätig sind.
Auf alles in diesen sämmtliehen Beziehungen für die Schluss-
erscheinung eines Bildes Beabsichtigte und Erreichbare werden
wir am besten in einer auf weissem Malgrund gefertigten ein-
farbig grauen Untermalung vorbereitend Rücksicht nehmen
können. Den höchsten Ausdruck für Darstellung hellen, reflec-
tirten sowohl, als ursprünglichen Lichtes der Wirklichkeit, den
unsere Palette besitzt, bietet uns das reine Weiss des geglätteten
Malgrundes. Ebenso giebt es auf der Palette keinen höheren
Ausdruck für F insterniss und äusserste Schattentiefe, als das
letzte mit unsren Farben erreichbare Neutralgrau oder Schwarz.
Die Unterschiede und Stufenfolgen der Uebergänge von Lichtern
zu Schatten, die uns die Reliefgestalt wirklicher Solidkörper
verdeutlichen, können wir nicht reichhaltiger nachahmen, als
mittelst der zwischen jenem Weiss und Schwarz liegenden oder
erzeugbaren grauen Uebergangstöne. In einer solchen Grau-
untermalung kann also Alles verständlich gemacht werden, was
in der Malerei durch jene Gegensätze und Stufenfolgen von
Helligkeits- und Dunkelheitswerthen auszudrücken ist. Ueber-
dies bietet dieselbe auch noch den Vortheil, mit ihrem Weiss