Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

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hiedurch dem Auge die Stellung ihrer verschiedenen Flächen 
und Seiten zu der im Bild vorgestellten oder angenommenen 
Beleuchtungsursache, oder ihre Solidgestalt, ihr Formenrelief 
und die Reliefgestalt des ganzen dargestellten Raumes deutlich 
werde. 
Zugleich zeigt die Art dieser Lichter und Schatten auch 
an, 0b die Körper, an denen dieselben zum Vorschein kommen, 
aus leichter und lockerer oder aus schwerer und dichter, aus 
durchscheinender oder aus opaker Substanz bestehen; ob sie in 
der Nähe oder Ferne vorgestellt sind; ferner, ob die im Bilde 
dargestellte Beleuchtung selber eine milde oder grelle sei, von 
diffusem grossem, odervon einseitigem, eingeschränktem Licht 
herrühre, oder ob im nehmlichen Bilde mehrfache, an Grösse 
und Intensität ungleiche Beleuchtungsursachen an verschiedenen 
Stellen wirken; endlich, ob die Lichtquelle weisses, neutralgraues, 
oder irgend ein andersfarbiges Licht über die Gegenstände er- 
giesst, oder 0b mehrere verschieden gefärbte Beleuchtungs- 
ursachen neben einander thätig sind. 
Auf alles in diesen sämmtliehen Beziehungen für die Schluss- 
erscheinung eines Bildes Beabsichtigte und Erreichbare werden 
wir am besten in einer auf weissem Malgrund gefertigten ein- 
farbig grauen Untermalung vorbereitend Rücksicht nehmen 
können. Den höchsten Ausdruck für Darstellung hellen, reflec- 
tirten sowohl, als ursprünglichen Lichtes der Wirklichkeit, den 
unsere Palette besitzt, bietet uns das reine Weiss des geglätteten 
Malgrundes. Ebenso giebt es auf der Palette keinen höheren 
Ausdruck für F insterniss und äusserste Schattentiefe, als das 
letzte mit unsren Farben erreichbare Neutralgrau oder Schwarz. 
Die Unterschiede und Stufenfolgen der Uebergänge von Lichtern 
zu Schatten, die uns die Reliefgestalt wirklicher Solidkörper 
verdeutlichen, können wir nicht reichhaltiger nachahmen, als 
mittelst der zwischen jenem Weiss und Schwarz liegenden oder 
erzeugbaren grauen Uebergangstöne. In einer solchen Grau- 
untermalung kann also Alles verständlich gemacht werden, was 
in der Malerei durch jene Gegensätze und Stufenfolgen von 
Helligkeits- und Dunkelheitswerthen auszudrücken ist. Ueber- 
dies bietet dieselbe auch noch den Vortheil, mit ihrem Weiss
	        
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