Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

auszutilgen, wird man derbe Schichten deckender Farben an- 
wenden müssen, die dann jede Mitwirkung der Farbe des Mal- 
grundes zum Generalton der Farbenharmonie von vornherein 
unmöglich machen. Einer der schönsten Vortheile der Oelfarben- 
technik ist also aufgehoben. Wo das Vollenden beginnen sollte, 
wird man sich in ein mühseliges, kein Ende nehmendes, das 
Auge verwirrendes F ehlerverbessern verwickelt finden und das 
NVerk wird niemals zu recht klarer, harmonischer Abrundung 
gelangen. 
Man sieht solche halb nachlässige, halb prätentiöse Vor- 
zeichnungen wohl an unfertigen Bildern der Spätrenaissance, 
deren trübe, schwerfällige und wenig harmonische F arbengebung 
sehr von der edlen Frische der älteren Schulen absticht. 
Manche moderne  und darunter geschickte und gewissen- 
hafte  Zeichner lieben es, statt des Cartons eine mehr oder 
weniger ausgeführte Zeichnung gleich auf dem Malgrund selber 
anzufertigen und nehmen hiezu nicht Pinsel und Farbe, sondern, 
nachdem sie mit Reisskohle vorzeichneten, trockene Zeichen- 
materialien, als Bleistift, Röthel, schwarze und weisse Kreide, 
oder auch Pastellstifte. Auch dieses ist nicht sehr vortheilhaft, 
wiewohl man solcher Zeichnungen zuweilen sehr schön und 
künstlerisch ausgeführte sieht. Erstlich bekommt der Malgrund 
durch die festen Zeichenstifte leicht kleine Ritze und Beschä- 
digungen. Zweitens wird sich das Zeichenmaterial beim Ueber- 
malen mit Oelfarbe auflösen und die Farbe beschmutzen. Sitzt 
die Zeichnung auf einem einsaugenden Gypsgrund, so kann man 
dem allerdings abhelfen, indem man sie mit Oel fixirt. Allein 
auch dann kann sie nicht wohl den Dienst einer Unterlage für 
Lasurtuschung oder aber einer Untermalung in Mittelton thun, 
ihres gestrichelten und gekörnten Wesens halber, das die Farbe 
und den Helligkeitsgrad des Malgrundes selber in  kleinen 
Zwischenräumen flimmernd hersdneinen lässt. Ist nun gar die 
Zeichnung auf Oelgrund angefertigt und man iixirt sie dann, 
wie Manche pflegen, mit einem aufgespritzten Spiritustirniss, so 
ist nicht nur hier der soeben genannte Missstand gleichfalls 
vorhanden, sondern auch noch die Haltbarkeit der Malerei in 
Gefahr gebracht, weil die Adhäsion der nun folgenden Oelfarben- 
Ludwig, Oelmalerei. 8
	        
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