Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

in der nachfolgenden Transparenttuschung hindurchseheinend 
Flecken, Striche und Unebenheiten erzeugt und die Freiheit 
und den glatten Gang dieses weich verschwommenen Ab- 
schattirungsverfahrens beeinträchtigt. 
Dagegen lässt sich in Oelfarben die Aufzeichnung sehr gut 
mit einem schlanken, aber vollhaarigen runden Borstpinsel (an 
Stelle des Spitzpinsels) in der Weise herstellen, dass man die 
Figur nicht mit einem blossen feinen Contour umzieht, sondern 
mit einem blassen, etwas breiteren Modellirungston, der nach 
dem F igureninnern zu weich und unmerklich ausläuft. Man ver- 
dünnt die dazu gewählte Farbe auch hier mit Firniss und 
Petroleum und nimmt die weisse Palette und das F ilterpapier 
zu Hilfe. Dieser die Figur umrändernde Modellirungston wird 
dann in Folge seiner Blasse und NVeichheit gleichfalls leicht in 
der nachfolgenden transparenten Untertuschung verschwinden, 
oder wird sogar in ihr zu verwenden sein, wenn der Malgrund 
ein weisser oder sehr heller ist. Und ist der Malgrund ein 
dunkler Mittelton, auf dem die Klaruntertuschung und die graue 
halbdeckfarbige Aufmodellirung ganz wegbleiben und sofort mit 
Localfarbe lichthöhend verfahren wird, so giebt der den Contour 
ersetzende transparente etwas breitere Ton sofort die Unterlage 
für die schwachdeckenden, grauen und zurückweichenden Töne 
der Randmodellirung ab, wie man dies häufig bei Paul Veronese 
sieht, wo der Malgrund silbergrau und die Farbe der in solch 
breiterer, aber hochst delicater Weise gefertigten Aufzeichnung 
ein schwärzliches Braun (Umbra) ist. 
Diese Art eignet sich sonderlich gut für Bilder grösseren 
Maassstabes, da die in ihr ausgeführte Aufzeichnung auch noch 
von einem entfernteren Standpunkt aus sichtbar und beurtheil- 
bar bleibt. 
In beiden exakten und zugleich der nachfolgenden Malarbeit 
fördersamen Weisen sieht man die Aufzeichnungen bei unvoll- 
endet gebliebenen Werken der Glanzepoche und der grössten 
Meister. angefertigt. Man kann sie noch bei Rubens studiren, 
in halbfertigen Bildern seiner transparenten Manier. Ja, das 
Vergnügen, das dieser an solchem flüssigen einfarbigen Zeichnen 
mit dem Spitzpinsel sowohl, als Borstpinsel fand, hat ihn nicht
	        
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