Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

parenttuschung der Körperform verschwinden, und um dies noch 
weiter zu begünstigen, wähle man seine Farbe so, dass sie mit 
derjenigen der Transparenttuschung keine Schwärze bilden kann, 
sondern mit Leichtigkeit in ihr aufgeht. Setzen wir z. B. den 
Fall, die Untertuschung solle mit einem transparenten Grün 
gemacht werden, wie dies bei den italienischen Malern des 
15. Jahrhunderts (Lionardo und Anderen) oft der Brauch war, 
so Wäre es unklug, den Umriss zuvor mit einem Roth auszu- 
ziehen, denn dieses würde mit dem darüber lasirten Grün einen 
schwärzlichen, dunklen Rand bilden. Dagegen wäre eine blass- 
röthliche Vorzeichnung des Contours ganz am Platz, wo die 
Untertuschung in Braun oder Braunroth ausgeführt werden sollte, 
denn in diesen Farben würde das Blassroth mit Leichtigkeit 
verschwinden. Wo aber nicht Alles mit Braun, oder überhaupt 
nicht mit nur einer Farbe untertuscht werden soll, da ist es am 
besten, die Aufzeichnung aus blassem neutralem Grau zu malen, 
das in allen Farben, die darüber kommen können, mit gleicher 
Leichtigkeit aufgeht. Neutralgrau zur Aufzeichnung zu wählen, 
wird dann auch in der Regel in den alten Malerbüchern ange- 
rathen. 
So heisst es bei den Italienern fast immer, man solle den 
aufgepaussten Umriss mit einem feinen Pinsel voll blasser Tinte 
(Inschiostro), worunter eine selbstbereitete Art von Tusche zu 
verstehen ist, ausziehen. XVir können also recht gut die bei uns 
übliche chinesische Tusche hiezu nehmen, nur muss natürlich, 
damit sie auf dem Malgrund, wenn dieser aus Oelfarbe gestrichen 
ist, greife, dem Aufpaussen eine gehörige Entfettung desselben 
vorausgegangen sein, entweder mittelst schwachen Seifenwassers, 
wie oben gesagt, oder auch durch Bereibung mit einem in Wein- 
geist getränkten Läppchen. Ein solcher mit blassem Tusch- 
wasser ausgezogner Umriss bietet noch den Vortheil, dass er 
baldigst trocken sein wird und sofort auf ihm weiter gearbeitet 
werden kann. Ferner können sich in ihm die Koh1en-, Röthel- 
oder Kreidekörnchen der Aufpaussung nicht festkleben und 
werden nach dem Trocknen mit Leichtigkeit mittelst eines 
trockenen Borstpinsels oder einer F ederfahne von der Malfläche 
weggekehrt oder gebürstet.
	        
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