Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

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um diese kleinen Helligkeiten mit dem umgebenden Schattenton 
vollkommen in's Gleiche zu setzen, in der Regel nichts Andres 
übrig, als auf ihren winzigen Bezirkchen alle die Proceduren 
der Untertuschung, Unter- und Uebermalung, sowie Lasur re- 
touchirend zu wiederholen, mittelst deren die Schlusserscheinung 
der ganzen Schattenstelle hervorgebracht worden war. Dies ist 
aber in vielen Fällen gar nicht so leicht zu treffen und kann in 
jedem Fall die ganze Arbeit Tage lang aufhalten, da ja zwischen 
den verschiedenen Stadien dieses Retouchirverfahrens jedes Mal 
das Trocknen abzuwarten sein wird. 
Die 
A zzfzeicluzzzn g 
den: 
mit 
Pilzsel. 
Umreissung gemalter Gegenstände mit dicken, schwarzen 
Strichen ist das unbehilfliche Ausdrucksmittel einer entweder 
noch auf rohester Stufe stehenden, oder einer wieder in Barbarei 
zurückgesunkenen Kunst; sie kennzeichnet sowohl die ersten 
Walversuche wilder Völker, als die XVerke des mittelalterlichen 
Byzantinismus. Beide wollen in der Phantasie des Beschauers 
nur die Vorstellung der allgemeinen sachlichen Bedeutung der 
abgebildeten Gegenstände hervorrufen und für die feinere Wieder- 
gabe des speciellen Charakters und Reizes sinnlicher Erschei- 
nungsformen fehlt es ihrem Auge nicht minder an künstlerischer 
Lust und Schulung des Erkennens, als der Hand an Geschick- 
lichkeit. Eine an N aturgefühl und -Verständniss, sowie an künst- 
lerischem Ausdrucksvermögen hochentwickelte Malerei hingegen 
betrachtet den linearen Umriss nur als einen Nothbehelf für 
den Ausdruck der "Figur", oder äussersten Abgrenzung der 
darzustellenden Solidkörper, d. h. als den ihr durch die Materie 
ihres Handwerkszeuges aufgedrungenen sinnlichen Repräsentanten 
einer gedachten, mathematischen Linie. Daher zeichnet sie 
ihn so zart und fein, als nur immer möglich. Sie lässt ihn 
überall in gleichmässig schmalstem Zuge verlaufen, giebt ihm 
überall die nehmliche blasse Farbe ohne alle seinem Begriff 
wiedersprechende Drucker und Schwarzen. 
Ein so gezeichneter Contour wird denn auch auf der Bild- 
fläche um so leichter schon in der ersten ihn ausfüllenden Trans-
	        
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