107
Zuletzt zeichnet man mit dem Spitzpinsel und flüssiger Farbe,
wie oben gesagt, etc.
In fast allen den genannten alten Malerbüchern wird aus-
drücklich empfohlen, nach geschehener F estzeichnung der Um-
risse mit dem Pinsel jede Spur des zum Durchpaussen benützten
trockenen Zeichenmateriales auf's Allersauberste zu entfernen
und, damit dieses eben leichter geschehen könne, nur sehr
weiche Kohle oder Kreide und nicht fetthaltigen, sondern
mageren Röthel zu wählen. Man achte dessen nicht gering,
sondern befolge es, ganz besonders bei weissen oder sonst
hellen Malgründen. Denn auf diesen werden viele nur mit
Transparentfarben gemalte, durchleuchtete Töne vorkommen,
und ebensowohl für die Reinheit der Schlusserscheinung der-
selben, als für die Flüssigkeit des Auftrags mittelst Lasur wird
ein jedes Körnchen jenes sitzen gebliebenen Zeichenmateriales
ein unleidliches Hinderniss sein. Diese Staubkörnchen haben
nehmlich die Eigenheit, die um sie her befindliche flüssige Lasur-
farbe an sich zu ziehen und einzusaugen, so dass sie dann kleine
dunklere Fleckchen und Punkte bilden, deren jedes mit einem
kleinen, etwas helleren Hof umgeben ist. Hat man sie nun
nicht wenigstens noch während des Nassseins der Malerei be-
seitigt, sondern schabt sie erst nach dem Trocknen mit der
Lanzette hinweg, so findet man unter jedem solchen Körnchen
den hellen, von Farbe unberührten Malgrund und muss dann
alle diese kleinen Stellen mühsam mit Farbe nachpunktiren.
Fast noch störender, als in einer solchen durchleuchteten
Lasur kann eine derartige im Anfang vielleicht sehr unbedeutend
erscheinende Unreinigkeit werden, wenn sie sich in einer von
vornherein stark mit Untertuschungsfarbe verdunkelten Stelle
ansiedelte, die nachher mit halber Deckfarbe als Halbschatten
übermalt, oder zuletzt mittelst über diese Deckfarbe gelegter
lichtabsorbirender Lasur zum Kernschatten gemacht werden soll.
Ist die Malerei schon bis zu diesen Stadien vorgerückt und man
nimmt dann erst die kleinen, die Ruhe und Klarheit dieses
Schattens störenden, von den Kreide- oder Röthelkörnchen ge-
bildeten Erhöhungen hinweg, legt also hiebei gleichfalls den
hellen Untergrund mit dem Schabmesserchen bloss, so bleibt,