Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

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Zuletzt zeichnet man mit dem Spitzpinsel und flüssiger Farbe, 
wie oben gesagt, etc. 
In fast allen den genannten alten Malerbüchern wird aus- 
drücklich empfohlen, nach geschehener F estzeichnung der Um- 
risse mit dem Pinsel jede Spur des zum Durchpaussen benützten 
trockenen Zeichenmateriales auf's Allersauberste zu entfernen 
und, damit dieses eben leichter geschehen könne, nur sehr 
weiche Kohle oder Kreide und nicht fetthaltigen, sondern 
mageren Röthel zu wählen. Man achte dessen nicht gering, 
sondern befolge es, ganz besonders bei weissen oder sonst 
hellen Malgründen. Denn auf diesen werden viele nur mit 
Transparentfarben gemalte, durchleuchtete Töne vorkommen, 
und ebensowohl für die Reinheit der Schlusserscheinung der- 
selben, als für die Flüssigkeit des Auftrags mittelst Lasur wird 
ein jedes Körnchen jenes sitzen gebliebenen Zeichenmateriales 
ein unleidliches Hinderniss sein. Diese Staubkörnchen haben 
nehmlich die Eigenheit, die um sie her befindliche flüssige Lasur- 
farbe an sich zu ziehen und einzusaugen, so dass sie dann kleine 
dunklere Fleckchen und Punkte bilden, deren jedes mit einem 
kleinen, etwas helleren Hof umgeben ist. Hat man sie nun 
nicht wenigstens noch während des Nassseins der Malerei be- 
seitigt, sondern schabt sie erst nach dem Trocknen mit der 
Lanzette hinweg, so findet man unter jedem solchen Körnchen 
den hellen, von Farbe unberührten Malgrund und muss dann 
alle diese kleinen Stellen mühsam mit Farbe nachpunktiren. 
Fast noch störender, als in einer solchen durchleuchteten 
Lasur kann eine derartige im Anfang vielleicht sehr unbedeutend 
erscheinende Unreinigkeit werden, wenn sie sich in einer von 
vornherein stark mit Untertuschungsfarbe verdunkelten Stelle 
ansiedelte, die nachher mit halber Deckfarbe als Halbschatten 
übermalt, oder zuletzt mittelst über diese Deckfarbe gelegter 
lichtabsorbirender Lasur zum Kernschatten gemacht werden soll. 
Ist die Malerei schon bis zu diesen Stadien vorgerückt und man 
nimmt dann erst die kleinen, die Ruhe und Klarheit dieses 
Schattens störenden, von den Kreide- oder Röthelkörnchen ge- 
bildeten Erhöhungen hinweg, legt also hiebei gleichfalls den 
hellen Untergrund mit dem Schabmesserchen bloss, so bleibt,
	        
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