Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

einen solchen wählen, nicht gleich zu Anfang mit zur Sache 
nicht gehörigen hellen Flecken verunreinigt werden. Denn ein 
Blick auf unsre schwarze Tafel lehrt uns, dass, wo wir einen 
Malgrund verdunkeln, wir entweder durch Transparentlasuren 
stille, farblose Schattentiefen hervorzubringen gedenken, oder 
aber mittelst ganz und halbdeckender F arbenschichten den Schein 
opaker Solidkörper, die das beleuchtende Licht von ihren ver- 
schiedenen Oberflächen mehr oder weniger stark reiiektiren, 
also F arbentöne, deren Charakter im Vergleich zu den vorge- 
nannten ein minder brillanter, ein nüchtern positiver und grauer 
ist. Hier würde also die Dienstleistung des Grundes durch 
unsachliche helle Flecken gestört werden, welche die halb- 
deckenden Uebergehungsschichten trübe durchleuchten und zu 
schmutzigen, unsicheren Tonen machen müssten. 
Mit aus diesen Ursachen, für welche der modernen, vielfach 
irrationellen und dem durchscheinenden Charakter des Materiales 
keine volle Rechnung tragenden Oelmalerei das feine Gefühl 
und Verständniss abgeht, schritten die grossen alten Meister 
dieser Technik und schreiten noch heute die Einsichtigsten bei 
Werken, 'die nicht etwa blosse Studienblätter oder Entwürfe 
bleiben sollen, ohne vorausgehende Anfertigung von Cartons und 
Farbenskizzen nicht zum eigentlichen Malen. In solchen Vor- 
arbeiten wird das Ganze der Composition überlegt, beträfe es 
auch nur die Anordnung einer Einzelfigur oder eines Bildnisses. 
Es werden die Richtungs- und Grössenverhältnisse aller Haupt- 
massen aufgesucht, wird die in der Anordnung des dargestellten 
Raumes und seines Gestalteninhaltes herrschende perspektivische 
Idee in allen Theilen construktiv ausgebildet; den einzelnen 
Figuren wird ihre Stellung und Bewegung, die wohlproportionirte, 
anatomisch und perspektivisch richtige Zeichnung ihrer Körper- 
bildung und Gliedmaassen gegeben. Licht und Schatten werden 
sachgemäss und effektvoll vertheilt und zu einheitlicher Gesammt- 
Wirkung geordnet; und in den Farbenskizzen werden Beleuch- 
tungston und Localfarbenharmonie, als poetische Totalstimmung, 
festgehalten und zugleich überlegt, was.hier stumpf- und was 
klarfarbig zu behandeln sei, um am besten seine Wirkung 
zu thun.
	        
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