kraft des Sonnenscheins und wirklicher Flammen bleibt unnach-
ahmbar und die quantitative Lichtrellexion auch der hellsten
Deckfarben kann immer nur den Helligkeitsgrad solcher Opak-
körper erreichen, deren Oberfläche nicht dichter von Stoff, als
die F arbensubstanz selber, dabei keinem stärkeren Licht, als die
Bildtafel ausgesetzt ist und dieser einfallenden Beleuchtung nicht
unter günstigerem Winkel entgegensteht, als die Bildfläche. Wie
weit dagegen auch die besten Lichtabsorbenten der Oelmalerei
und die ausserste denselben erreichbare Lichtarmuth noch zurück-
steht gegen nur massige und theilweise wirkliche Absperrung
der Beleuchtung, oder gar lichtlose Finsterniss, beweist ein
Schatten, den wir mittelst der vorgehaltenen Hand auf eine
solche gemalte äusserste Dunkelheit, oder auch auf helle Farben
der Bildfläche fallen lassen. Neben diesem wirklichen Schatten
wird auch das dunkelste gemalte Schwarz noch helles Licht
reflektiren.
Dies lehrt uns, dass in der Oelmalerei, gleichwie in jeder
andren, auch auf diesem Gebiet nicht die reale Kraft, sondern
nur Verhältnisse des wirklichen Naturvorbildes und zwar auf sehr
verminderter Skala nachgeahmt werden können und dass wir,
obgleich hier über weit besser zum Ziel führende Mittel ver-
fügend, als in Wasserfarben, auch auf diesem Felde nicht mit
Vorliebe Probleme wählen sollen, die das Vermögen unserer
Ausdrucksmittel allzusehr übersteigen. Diesen Grundsatz haben
alle die grössten Meister der Oelmalerei befolgt, von van Eyck
und Holbein, Rafael, Correggio und Tizian bis zu Rubens, Fr.
Hals und noch Späteren und der Erfolg, den sie erzielten, gibt
ihnen Recht; denn obwohl die von ihnen gemalten mässigen
Beleuchtungen keine Absicht verrathen, an realem Kraftmaass
mit der Wirklichkeit in die Schranken zu treten, so erscheinen
sie doch neben den gemalten heftigen Beleuchtungsproblemen
Anderer, die jenen Grundsatz nicht befolgten, wie helle, schlichte
und kraftvolle Natur neben gekünsteltem Gemaltem, welches von
seinem Ziel so weit entfernt blieb, dass wir befremdet fragen,
welches natürliche dasselbe denn gewesen sein möge.
Dass aber, wenn einmal effektive Nachtäuschung der Natur-
erscheinung der Zweck ist, sehr bescheiden gewählte Abstufungen