Volltext: Die optischen Besonderheiten der Oelmalerei (Theil 1)

kraft des Sonnenscheins und wirklicher Flammen bleibt unnach- 
ahmbar und die quantitative Lichtrellexion auch der hellsten 
Deckfarben kann immer nur den Helligkeitsgrad solcher Opak- 
körper erreichen, deren Oberfläche nicht dichter von Stoff, als 
die F arbensubstanz selber, dabei keinem stärkeren Licht, als die 
Bildtafel ausgesetzt ist und dieser einfallenden Beleuchtung nicht 
unter günstigerem Winkel entgegensteht, als die Bildfläche. Wie 
weit dagegen auch die besten Lichtabsorbenten der Oelmalerei 
und die ausserste denselben erreichbare Lichtarmuth noch zurück- 
steht gegen nur massige und theilweise wirkliche Absperrung 
der Beleuchtung, oder gar lichtlose Finsterniss, beweist ein 
Schatten, den wir mittelst der vorgehaltenen Hand auf eine 
solche gemalte äusserste Dunkelheit, oder auch auf helle Farben 
der Bildfläche fallen lassen. Neben diesem wirklichen Schatten 
wird auch das dunkelste gemalte Schwarz noch helles Licht 
reflektiren. 
Dies lehrt uns, dass in der Oelmalerei, gleichwie in jeder 
andren, auch auf diesem Gebiet nicht die reale Kraft, sondern 
nur Verhältnisse des wirklichen Naturvorbildes und zwar auf sehr 
verminderter Skala nachgeahmt werden können und dass wir, 
obgleich hier über weit besser zum Ziel führende Mittel ver- 
fügend, als in Wasserfarben, auch auf diesem Felde nicht mit 
Vorliebe Probleme wählen sollen, die das Vermögen unserer 
Ausdrucksmittel allzusehr übersteigen. Diesen Grundsatz haben 
alle die grössten Meister der Oelmalerei befolgt, von van Eyck 
und Holbein, Rafael, Correggio und Tizian bis zu Rubens, Fr. 
Hals und noch Späteren und der Erfolg, den sie erzielten, gibt 
ihnen Recht; denn obwohl die von ihnen gemalten mässigen 
Beleuchtungen keine Absicht verrathen, an realem Kraftmaass 
mit der Wirklichkeit in die Schranken zu treten, so erscheinen 
sie doch neben den gemalten heftigen Beleuchtungsproblemen 
Anderer, die jenen Grundsatz nicht befolgten, wie helle, schlichte 
und kraftvolle Natur neben gekünsteltem Gemaltem, welches von 
seinem Ziel so weit entfernt blieb, dass wir befremdet fragen, 
welches natürliche dasselbe denn gewesen sein möge. 
Dass aber, wenn einmal effektive Nachtäuschung der Natur- 
erscheinung der Zweck ist, sehr bescheiden gewählte Abstufungen
	        
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