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Zweiter Abschnitt.
Herstellung des Ultramarins.
und nehme von der Talg- und Ultramarinpaste soviel wie eine
Nufs in die Hände. Nun wäscht_n1an die Hände mit dieser Paste,
indem 1nan abwechselnd eine um die andere windet, wie beim
Waschen mit einer Seife, und taucht sie oft in das Wasser. Bald
wird man sehen, wie sich das Wasser mit dem schönsten Azurblau
färbt. Man fahre geduldig und ohne Aufhören mit dieser Opera-
tion fort, welche allerdings nicht angenehm ist und lange dauert.
Wenn man merkt, dal's die blaue Farbe nicht mehr in Masse
Ulld so stark gefärbt von den Händen abgeht, was gewöhnlich
nach acht oder zehn Minuten geschieht, so lasse man die erste
Schüssel stehen, und stelle sich über die zweite, deren Wasser
dieselbe Temperatur haben mufs. Hier fahrt man fort die Hände
abwechselnd zu reiben und einzutauchen , und hört nicht eher auf,
als bis der Abgang von Blau sich so vermindert, dal's eine län-
gere Arbeit nicht der Mühe wert ist.
Alsdann schabt man mit einem Messer die graue oder
schwärzliche Paste, die zu nichts weiter taugt, von den Fingern
und Händen. Statt ihrer nimmt man neue und wäscht damit
die Hände wie das erste Mal, und so weiter, wobei man aber zu
sorgen hat, dal's das Wasser in gleicher Temperatur erhalten wird.
Der Grad der Wärme oder Kälte des Wassers mufs, wie schon be-
merkt ist, in umgekehrtem Verhältnis mit der Temperatur der
Atmosphäre stehen.
Die erste Schüssel, in welcher man die Wäsche angefangen
hat, wird das reinste und dunkelste Ultramarin liefern; das aus
der zweiten wird geringer, doch aber noch schön und gut sein.
Hat man die Absicht, mehrere Abstufungen von Ultramarin
zu machen, so wasche man sie nach und nach in vier bis sechs
verschiedenen Schüsseln. Die letzte wird dann blofs die Ultrama-
rinasche liefern. Auf diese Art erhält man eine allmählich ab-
fallende Stuf enfolge von Schattierungen oder Qualitäten, von
denen die erste allezeit die schönste und kostbarste bleibt.
Bemerkt man, dal's das Blau in der Wäsche gar zu leicht
abgeht, so mufs man vermuten, dafs zugleich Steinmehl sich da-
mit verbindet, dann darf man nicht lange zögern, die ganze
Masse wieder zusammenzuschmelzen, etwas pulverisiertes Harz
thinzuzuthun, und alle die Vorsicht zu beobachten, die Seite G1