Mittel, auf den ersten Blick gefahrloser erscheinend, haben sich
bei genauerer Betrachtung ebenso gefahrbringend erwiesen, aufser
wenn Erfahrung und Geschicklichkeit ihre Anwendung leitet. Es
ergiebt sich daraus, dafs weniger in den Mitteln, als vielmehr in
dem Gebrauch derselben der Schwerpunkt der Kunst der Restau-
ration liegt, dafs nur eine grofse und hingebende Sorgfalt, viel
Geschicklichkeit und eine möglichst reiche Erfahrung dieselben
beherrschen können, und dafs bei der notwendigen Befähigung
diese Beschäftigung zur Lebensaufgabe gemacht werden mufs, um
genügende Resultate zu erzielen. Nicht (las Wasser, das Öl, der
Spiritus, das Putzwasser, die Klebmasse oder der Kitt thup es,
nicht Reiben, Waschen, Schaben, Kleben und was sonst noch
dazu gehört, sondern nur die verständige und hingebende
Sorgfalt und eine gründliche Kenntnis, welche alle Nlittel
und Geschicklichkeiten verwenden.
Die durch eine gute Restauration erzielten Wirkungen sind
dann freilich oft wahrhaft bewunderungswürdig. Gemälde in einem
Zustande, wo nicht nur iiufscrst wenig mehr zu erkennen war,
sondern wo schon die nächste Zeit eine vollkommene Vernichtung
in Aussicht iirstellte, zeigen wieder mit Klarheit die Darstellung
ihres Nleist-[fli und scheinen, wie mit frischer Kraft ausgerüstet,
eine neue "r Wild lange Dauerbarkeit gewonnen zu haben. Auf
anderen Gemälden, die durch aulsere gewaltsame Zufälle Be-
Schädigungen, Löcher und Risse bekommen hatten, sucht der
kundige und aufmerksame Beschauer vergebens die Spuren der
ihm bekannten Schäden. Aber freilich nur die ernsthafteste An-
strengung und Hingabe bei natürlicher Befähigung ist allein
auch bei dieser Beschäftigung mit Kunstwerken im Stande, Vor-
treffliehes zu erreichen, wie in anderer Weise bei der künstlerischen
Thätigkeit selbst.
Druck voh M.
B r u hn in Braunschweig.