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Anhang.
Restauration
der Gemälde.
Waise angewendet werden. Um so gröfserer Vorsicht bedarf es
nun aber bei ihrer Anwendung, zumal gegen das Ende der Ope-
ration, damit durch dieselben nicht doch die oberste Schicht der
Malerei, die noch dazu meistenteils aus dünnen und dünnsten
Lagen von Farbe besteht, angegriifen und beschädigt werde.
Bei diesen Firnissen wird es oft eines mehrere Tage nach-
haltcnden Erweichens und Reibens bedürfen, mit einem Gemenge
von Terpentin und Öl oder reinem Terpentin, mit Putzwasser oder
auch reinem Spiritus, um nur den Firnis genügend zu erweichen.
Ist dies erreicht, so mufs man, je nachdem es am zweckmafsigsten
erscheint, ihn entweder durch Abwaschen mit schwachem Spiritus
vollständig fortschaffen, wobei an dem kleinen Ballen Baumwolle
oder Leinwand immer nachzusehen ist, ob auch die Farbe selbst
sich nicht mit auflöst. Wenn dieser Fall eintritt, mufs jede weiter
lösende Einwirkung sogleich mit Öl aufgehoben werden, wie dies
in dem Vorhergehenden bereits gesagt ist. Oder man kann auch
den Versuch machen die Kruste des Öliirnisses mit einem dazu
passenden Messer, einem Radiermesser oder einem besonders
handlichen Schabeisen abzuschaben. Pettenkofe r schlägt ein
Gemenge von gleichen Teilen absolutem Weingeist und Kopaiva-
balsam vor, mit welchem Baumwolle befeuchtet und dann damit
die Ölkruste abgewischt und weggeputzt werden soll. Aufmerk-
samkeit und Sorgfalt, Überlegung und Erfahrung müssen die Aus-
wahl der Mittel und die Art ihrer Anwendung bestimmen und leiten.
Sehr oft findet man alte Bilder, die nur mit Leinölfirnis
(entweder reinem gekochten Leinöl oder noch mit einem Zusatz
von Bleizucker) überzogen sind, dessen Fortschaffung meistenteils
noch schwieriger und doch unbedingt notwendig ist. Aufser den
angegebenen Mitteln hilft hier sowie auch in dem vorigen Falle
mitunter ein milderes, nämlich: dafs man in warmer Jahreszeit
oder gleichmafsig sehr warm gehaltenen Räumen den alten Firnis
mit frischem, heifsem Leinöl bestreicht und dies erneuert so wie
dasselbe irgend wo eingesogen zu sein scheint. Nach längerer
Zeit, oft erst nach vierzehn Tagen, wird alles eine klebrige Masse,
die man mit dem Messer oder mit nicht zu starkem Spiritus vor-
sichtig abnehmen mufs, wodurch selbstverstanlich das frisch dar-
auf gebrachte Öl zu gleicher Zeit fortgeschafft wird.