438
Anhang.
Erhaltung
der Gemälde.
los und grau erscheinenden Farben deutlich und in ihrer Frische
wieder herzustellen, so wie sie ursprünglich vom Künstler intentio-
niert und hingesetzt waren.
In jedem Falle sind alle Farben und alle Öle trotzdem doch
den Einwirkungen des Lichtes und der Luft unterworfen, und
gleichermafsen wirken trotz des Firnisses Warme, Kalte und ganz
besonders Feuchtigkeit auf ein Gemälde ein, und zwar eben so
wohl auf die Farben, als auf das Material der Flachen, auf denen
gemalt ist, wie Leinwand, Holz u. dgl. m.
Es ist eine festgestellte Thatsache und jedermann weifs sie,
dafs alle öligen Substanzen, je mehr des Lichtes beraubt, um so
dunkler und gelber werden, und je mehr sie wiederum dem Lichte
ausgesetzt werden, um so reiner und heller. Dagegen können
viele Farben wiederholte und andauernde Einwirkungen wenigstens
des direkten Sonnenlichts nicht vertragen, sie erleiden dadurch
Veränderungen.
Est ist ebenso bekannt, dal's die Warme alle Gegenstände
ausdehnt, die Kälte dieselben zusammenzieht, und zwar nach ihrer
Beschaffenheit verschiedenartig. Ein fortgesetzter starker Wechsel
der Temperatur, namentlich also auch direkte und andauernde
Einwirkung der Sonnenstrahlen, oder was sonst noch immer auf
eine Fläche des Gemäldes stärker wirkt, als auf die ande1'e,
mufs eine immerwährende Bewegung aller einzelnen Partikelchen,
und noch dazu in verschiedener Weise bei der Farbenmasse und
bei dem Material, welche dieselbe tragt, hervorbringen. Es liegt
auf der Hand, dal's dies ein sehr schädlicher Einflufs werden
kann und jedenfalls mit der Zeit die Lockerung und Trennung
der einzelnen kleinsten Teile des Ganzen (verschiedenartig nach
ihren Substanzen) herbeiführen wird. Andauernde Feuchtigkeit
aber oder oft wiederkehrende und wenn es auch nur Niederschlage,
die aus der Luft stammen sind, übt den schadlichsten Ein-
ilufs auf die Leinwand oder das Holz, worauf gemalt ist, den
allerübelsten aber auf die Öle und Harze, welche zur Malerei
selbst oder zum Firnis verwendet worden sind. Sie dringt in die
feinen, dem Auge unsichtbaren Zwischenräume dieser mit der
Zeit doch immer zusammentrocknenden Substanzen, vergröfsert
und vervielfältigt dieselben und führt so in viel kürzerer Zeit und