Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

also 
stellenweise 
in 
einzelnen Partieen 
oder 
in Streifen 
vornehmen. 
Diese Partieen mufs man in sich mit gröfster Schnelligkeit, aber 
ganz gleichmäfsig mit dünnem, Auftrag und mit verstrichenen 
Rändern sogleich fertig machen. Dann macht man nebenan ein 
anderes Stück oder einen anderen Streifen, immer möglichst dünn, 
immer mit thunlichster Vermeidung eines neuen Übergehens schon 
überzogener Stellen , immer den letzten Rand verstrichenf Kleine 
Bläschen, wenn sie nicht von selbst verschwinden, zerstört man 
sogleich mit leiser Berührung des Pinsels, weil sie sonst trocknen 
und dann stehen bleiben. 
Sind kleine Stellen vom Firnis unberührt stehen geblieben 
zwischen den anderen geiirnifsten Stücken, so übergeht man diese 
am folgenden Tage mit dem Firnis und kann dies einzeln in 
kleinen Stellen thun, nur immer ganz dünn und ohne Ränder 
stehen zu lassen. 
Auch das Übermalen der geürnifsten Stellen schiebt man 
besser um einen Tag hinaus, obgleich der Firnis auf der Stelle, 
im Augenblick fest geworden, nach einer oder zwei Stunden so 
trocken ist, dafs man da schon glaubt, es thun zu können, indes 
ritzt dann doch gelegentlich eine scharfe Borste des Pinsels leicht 
die ganz dünne Firnishaut auf und dies bleibt später als dunklere 
Linie sichtbar. 
Man ist durchaus nicht genötigt, das ganze Bild mit dem 
Firnis zu überziehen, wenn man eben nur um eine einzelne Stelle 
übermalen zu können, diese zu übergehen wünscht, aber man 
mufs sich hüten, dann Geiirnifstes und Nichtgeiirnifstes zu über- 
malen, es sei denn, dafs letzteres vollkommen trocken, also einige 
Monate alt ist, weil sonst derselbe Ton, wie oben angegeben, ver- 
schieden auftroclmet.  
Wenn der Firnis bei fertigen Gemälden statt des Mastix ge- 
braucht werden sollte, so müfste er wohl mehrmals wiederholt 
werden, da der einzelne Überzug so aufsersfdünn ist. Eine 
Wiederholung desäelben kann den folgenden Tag oder nach jedem 
beliebigen Zwischenraum, auch nach Jahren vorgenommen werden. 
Hat er aber durch Wiederholungen doch zuletzt eine gewisse 
Starke erlangt, so würde allerdings auch von ihm gelten, was von 
allen Spiritusfirnissen bemerkt ist, dafs er von äufseren Einflüssen
	        
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