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Dreiundzwanzigster Abschnitt.
Anhang.
gen sind. Zugleich mag hier im voraus bemerkt werden, dal's je
frischer die Malerei ist, mit um so weicherem Pinsel und um so
leichterem und leiserem Strich dieser Firnis aufgetragen werden
mufs, weil sonst leicht die Farben durch denselben aufgelöst und
verwischt werden können. Mit dieser sorgfaltigsten Vorsicht aber
wird es sogar möglich, ganz kleine Stellen, die fast noch nafs
sind, mit ihm zu bedecken und so auch diese mit übergehen zu
können, obgleich das jedenfalls so viel als möglich zu vermeiden
sein wird. Denn die unter dem Firnis von der Luft abgeschnittene
Farbe trocknet sehr schwer, da die Luft nur von der Rückseite
dazu gelangen kann.
Es ist ratsam, das Bild vorher in der oben oft angegebenen
Art zu waschen; dann aber hat man mit der sorgfaltigsten Beob-
achtung darüber zu wachen, dal's dasselbe vollständig trocken
und frei von aller und jederFeuchtigkeit ist, wenn man
den Firnis darauf bringen will. Dies ist nicht genug einzuscharfen,
denn die aller-geringste, ganz unbemerkbare Feuchtigkeit bildet
eine vollständige Scheidewand zwischen der darunter liegenden
Malerei und dem Firnis, so dal's nachher derselbe eigentlich als
aulserst dünne Haut locker darauf liegen würde, wenn die Feuch-
tigkeit allgemein und gleichmäßig verbreitet wäre. Oder sie hat
sich in unzähligen kleinen netzartig ausgebreiteten Erhöhungen zu-
sammengezogen und dies würde meistenteils der Fall sein, während
dazwischen einzelne kleine und kleinste trockene Stellen fest mit dem
Firnis verbunden sind. Deshalb mufs man ein abgewasohenes und
getrocknetes Bild doch 24 Stunden in einem warmen Raum stehen
lassen, ehe man es mit diesem Firnis überzieht; d. h. also mit
wenigen Worten, man mufs das Bild an einem Tage Waschen,
trocknen lassen und doch erst am folgenden Tage mit dem Firnis
überziehen.
Der Firnis ist sehr dünn und ohne jede Fettigkeit und trock-
net bis zu einem gewissen Grade anf der Stelle nach ein Paar
Seclllldell- In der Gebrauchsanweisung ist besonders hervorge-
hoben, dafs man keine Stelle mehrmals berühren darf, sondern
dies erst am folgenden Tage, wenn der Firnis ganz trocken ge-
worden ist, thun kann. Man trägt ihn mit weichen und um so
weicheren Pinseln auf, wenn die Malerei frisch ist, und mufs dies