Der französische Firnis.
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Die Herstellung dieses Firnis (der fast überall nachgeahmt
wird) ist in so fern bekannt, dafs jedenfalls ein Harz (Copal oder
Mastix) in Alkohol aufgelöst worden ist.
Das Nachdunkeln des auf den Firnis Gemalten wird wahr-
scheinlich durch den vollständigen wenn gleich ganz dünnen Ab-
schlufs gegen die darunter liegende Malerei verhindert, oder durch
einen eigentümlichen Prozess des Öls, der beim Aufstreichen vor
sich geht. Es stellt sich je frischer die Malerei ist, fiir eine kurze
Zeit oft ein ganz weifslich trübes, milchiges Aussehen ein, das
aber dann sehr bald immer verschwindet. Stets aber hat sich
gezeigt und zwar ebenfalls um so starker, je frischer noch die
Malerei unter dem Firnis war, dafs, wenn kleine Stellen zufällig
oder zu einem Versuch absichtlich und etwa in einer bestimmten
Form mitten in einer Partie nicht von Firnis bedeckt worden
waren, die Übermalung, wenn sie auch aus einem und demselben
Ton bestand, der auch gleichmäfsig mit demselben Pinselstrich auf-
getragen war, doch in diesen nicht vom Firnis bedeckten Stellen
um sehr vieles dunkler aufgetrocknet ist, was von dem Au-
genblick sichtbar geworden, vwo die Farbe zu trocknen angefangen
hatte.
Der Auftrag dieses Firnis erfordert allerdings Aufmerksamkeit
und Übung, besonders aber eine grofse Sorgfalt für gewisse Dinge,
die sogleich naher angegeben werden sollen und deren Vernach-
lässigung immer sehr grofse Nachteile für das Gemälde mit sich
bringen würde.
Jede Malerei, die man mit diesem französischen Firnis über-
ziehen will, mufs mindestens so trocken sein, dafs sie den Hauch
annimmt oder sich mit dem Finger betasten läfst, ohne zu kleben.
Bestand diese Malerei aus wenig Farbe und mehr Öl als gewöhn-
lich, welcher Art es sei, so ist ein genügender Grad des Trocken-
seins um so nötiger, weil der aufserst schnell trocknende Firnis
sonst leicht eine unzählige Menge kleiner Falten bildet, die das
Aussehen von Sprüngen haben, thatsäichlich aber kleine Erhöhun-