Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Dreiundzwanzigster Abschnitt. 
Terpentin- 
oder Gemäldeürnis. 
6) Es ist leicht, auf einem kleinen Gemälde den Firnis gleich- 
mäfsig aufzutragen, allein keine leichte Sache, wenn es sich 
darum handelt, eine grofse Oberfläche damit zu bedecken. Da- 
her ist allen denjenigen, die darin ihre ersten Versuche machen 
anzuraten, nicht eher grofse Gemälde zu flrnissen, als bis sie 
auf kleinen einige Erfahrungen erlangt haben. 
7) Ist der Daehspinsel noch neu, so reinige man ihn vor der Be- 
nutzung sorgfältig vom Staub, damit er keine Unreinigkeiten 
absetzt. 
8) Wenn einige Augenblicke nachher der gebrauchte Dachspinsel 
noch frisch und weich ist, wie dies gewöhnlich der Fall, so 
mufs man nicht versuchen ihn zu reinigen, man streiche ihn 
nur auf dem Rande der Tasse gut aus, damit so wenig Firnis 
wie möglich darin bleibt. In diesem Zustande lege man ihn, 
gegen Staub verwahrt, auf ein reines Papier und lasse ihn 
ruhig trocknen, bis man ihn einwickeln und eine Art von Pa- 
pierfutteral darum machen kann. Man mufs sich aber in acht 
nehmen, dafs die Haare sich nicht krumm biegen, was sich 
 niemals wieder andern und bessern liefse. 
9) Will man sich desselben ein ander Mal bedienen, so wickelt 
man ihn vorsichtig auf und läfst ihn eine halbe Stunde in 
Terpentinessenz eingetaucht stehen. Dies wird den alten Fir- 
nis auflösen und der Pinsel wird wieder so geschmeidig wie 
zuvor. Sollte er es aber nicht sein, so mufs man ihn von 
neuem und so lange in Terpentinessenz getaucht lassen, bis 
er vollkommen gut zu sein scheint und man nicht das geringste 
Körnchen unaufgelösten Firnisses mehr erblickt. Nichts ist so 
unangenehm, als wenn Körner von trockenem Firnis sich auf 
frischen Firnis setzen. Diese sind gleichsam lauter Sandkörner. 
Man mufs sie, d. h. den Firnis, wieder abnehmen, nachdem 
alles ganz trocken und hart geworden ist. Eine Arbeit, die 
eben so langweilig ist, als sie auch lange dauert.  
10) Bei dieser ganzen Arbeit kann man die gröfste Reinlichkeit 
nicht genug empfehlen, denn Staub und dem Ähnliches sind 
wirkliche Plagen für die Malerei. 
11) Sollte man nicht genug Firnis auf das Gemälde aufgetragen 
haben, oder er auf einer Stelle fehlen, so lasse man ihn
	        
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