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Dreiundzwanzigster Abschnitt.
Terpentin-
Gemäldeürnis.
oder
In dieses Glas schüttet man 3 gr männlichen Mastix in
Körnern, der recht weil's, rein und gut ausgesucht ist. Hierüber
giefst man, nicht dem Gewichte, sondern dem Umfange nach, eben
so viel Essenz, als Mastix im Glase ist. Die Essenz mufs höchst
gereinigt sein, wo möglich aus Venedig oder von Chios, wenn man
diese haben kann.
Man verfertigt eine Art von papiernem Griff um den Hals des
Glases, um es halten zu können, ohne sich zu verbrennen. Zu
dem Ende nimmt man ein grofses Blatt graues stark und gut ge-
leimtes Papier, damit es steif und hart ist. Dies legt man der
Länge nach vielfach auf einander und um den Hals der Flasche
wie ein Band, nachher dreht man es so lange um, bis es das
Glas fest umscihlossen halt; die Enden, welche 15 oder 20 cm lang
übrig bleiben müssen, dreht man zusammen und bedient sich der-
selben als eines Henkels. Man mufs sorgfältig darauf achten,
das Papier fest genug um den Hals der Flasche zu wickeln, dal's
es bei dem Aufheben nicht locker wird und der Hals der Flasche
durch den Ring des Papiers, der ihn umgiebt, nicht gleiten kann.
Denn fallt sie ins Feuer, so zerbricht das Glas und die Essenz
entzündet sich, was äufserst gefährlich sein würde.
Man halte den Kolben 15 bis 20 cm über ein sehr gelindes
Feuer, damit sich derselbe allmählich an die Hitze gewöhnt, dann
immer ein wenig niedriger, indem man ab und zu mit den Fingern
unten den Grad der Wärme untersucht. S0 verfährt man drei
bis vier Minuten, indem man den Kolben dem Feuer immer etwas
naher halt. Während der ganzen Operation bleibt das Glas be-
ständig oHen, und selbst nachher, bis alles erkaltet ist.
Es ist ratsam, dal's man die Finger oft an den Boden des
Glases hält, um den Grad der Hitze zu beobachten, der nicht so
grofs sein darf, dafs man sich dabei die Finger verbrennt, selbst
alsdann nicht, wenn er nur 2 oder 4 cm vom Feuer entfernt ist.
Dann läfst man es sich noch etwas mehr erhitzen, sollte man
aber merken, dafs das Glas so heifs ist, dafs es zerspringen
könnte, so bringt man es behutsam an eine wenigst heifse Stelle
am Feuer, die nur wie warme Asche sein darf. Man lafst es
einen Augenblick auf dieser Stelle und rückt es nach und nach
allmälich wieder an etwas lebhafteres Feuer. Dafür mufs man