Dagegen aber soll man in dem ersten Monate alle vierzehn
Tage das Eiweifs wechseln, und hernach wenigstens alle zwei
Monate. Der Grund hierfür ist, dafs, was immer vom Öl sich
veriiüchtigt, zum Teil auf dem Eiweifs sitzen bleibt und eine Art
von Kruste hervorbringt, die am Ende hart wird, wenn man das
Eiweifs nicht abnimmt. Aufserdem fördert das Abwaschen des
Gemäldes das Austrocknen desselben ganz besonders.
Verfahren,
das
Eiweifs
VOIII
Bilde
abzunehmen.
Man wäscht es nur mit sehr reinem Wasser und einem feinen
Schwamm ab und zwar so lange und mit so vielem Wasser, bis
man keine Spur von Schaum mehr bemerkt und das Wasser von
dem Gemälde hell und klar abläuft, alsdann drückt man den
Schwamm aus und wenn er beinahe trocken ist, so saugt man
damit das übrig gebliebene Wasser auf 1). Man läfst hierauf das
Gemälde trocken werden, wie das oben angegeben ist, und streicht
frisches Eiweifs darüber. Den Terpentinürnis aber darf man frühe-
stens erst ein Jahr, nach der Vollendung des Gemäldes darüber
ziehen.
Es wäre zu wünschen, dal's man das Firnissen der Gemälde
gar nicht nötig hätte, denn der Glanz und Schimmer, welcher
dadurch über die Leinwand sich ausbreitet, ist keineswegs ein
Vorteil, sondern wenigstens in so fern ein Nachteil, als der Zu-
schauer genötigt wird, sich auf einen bestimmten Punkt zu stellen,
von welchem aus, ohne von dem Glanz des Firnis gehindert zu
werden, er allein das Gemälde gut sehen kann.
Man firnist die Gemälde auch nur, um ihnen das Matte und
Eingeschlagene zu nehmen, das wie ein Nebel allen Reiz, alle
Lebhaftigkeit und alle Harmonie des Gemäldes vernichtet. Wenn
man die Farben ebenso erhalten könnte, wie der Maler sie frisch
gebraucht hat, und dieses ohne Gebrauch eines glänzenden Fir-
1) Bei allen ähnlichen Verrichtungen mufs man keine Leinwand zum Ab-
trocknen gebrauchen, weil sie immer kleine Fasern und Fäden zurückläfst.