350
Siebzehnter Abschnitt.
den
V0
n
Borstpinseln.
zulauft, mufs auch allein die Spitze des Pinsels bilden. Sobald
auch nur ein oder zwei abgeschnittene Haare im Pinsel sind, so
macht er Furchen in die damit aufgetragene Farbe. Dergleichen
Pinsel mufs man bei Seite legen und (wenn überhaupt) sie nur bei
Hintergründen, Haaren oder an Stellen gebrauchen, in welchen
einige leichte Furchen nicht nachteilig sind.
Man bediene sich so viel als möglich und vorzugsweise der
Borstpinsel, wie dies schon früher anempfohlen ist. Alle Anfanger
sind immer sehr geneigt die Haarpinsel dem Borstpinsel vorzu-
ziehen. Die Ölmalerei aber verlangt eine fette und breite Behand-
lung, bei der die Weichheit durch die Malerei selbst hervorge-
bracht werden mufs. Man brauche daher die Haarpinsel vorzugs-
weise nur um Gegenstände, die eine grofse Delikatesse erfordern,
mit feineren Pinselstrichen zu machen, oder bei kleinen Gemälden,
auf welchen die Gegenstände aufserordentlich klein sind, zumal
für sehr kleine Köpfe und Figürchen von Menschen und Tieren,
genug für alles was so klein ist, dafs es selbst mit den kleinsten
Borstpinseln nicht rein und bestimmt genug behandelt werden
kann. Die Borstpinsel setzen die Farbe besser auf die Leinwand
ab, während die Haarpinsel sie rollen, wegwischen und mit sich
fortnehmen. Es erscheint denn auch eine Arbeit mit Haarpinseln
leicht mager und gequält.
Der Mafsstab der Gröfse der Borst- und Haarpinsel, so wie
die Wahl zwischen diesen richtet sich nach der Gröfse der Stelle,
welche man thatsächlich zu bearbeiten, sowie auch nach der mehr
oder weniger zarten Natur des Gegenstandes, den man zu malen
hat. Der verhaltnismafsig starken Pinsel bedient man sich, um
die Hintergründe, Gewänder und überhaupt alles, was grofse
Flachen einnimmt, zu malen. Die mittleren eignen sich besonders
zum Malen der Köpfe und der Details der Gewänder, der Haare
etc. Die kleinsten werden zu den kleinen Details gebraucht, also
besonders zu pikanten Pinselstrichen im Schatten oder im Licht,
in den Augen, in der Nase, im Munde, bei der Ausführung von
Spitzen, feinen Stickereien etc. Da aber dies alles relativ ist, so
begreift man leicht, dal's wenn man einen Gegenstand malt, der
viel kleiner ist, als in der Natur, die mittleren zu grofsen und
die kleinsten zu mittleren Pinseln werden. Immer aber nimmt