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Sechzehnter Abschnitt.
Die Werkstatt und ihre Einrichtung.
die anderen um annähernd die kalten Reflexe der Luft dadurch
hervorzubringen. In welcher Entfernung vom Modell, in welcher
Richtung zum Licht das zu geschehen hat, mufs in jedem Fall
besonders versucht werden.
Einen Kopf auf einenßsehr hellen, leuchtenden und doch rein
blauen Himmel abzusetzen, ist einem Anfänger entschieden zu
widerraten. Es ist zu schwer für ihn alles als Silhouette d. h.
dunkel gegen den Hintergrund und doch noch beleuchtet in sich
hell, und leuchtend erscheinen zu lassen. Eine solche Wirkung
kann sehr pikant malerisch wirken, aber es gehört ein Meister
dazu, um sie zu machen.
Unter den verschiedenen Arten von Himmeln wird (liejenige
als Hintergrund die beste Wirkung machen, welche einen mit
Wolken bedeckten Himmel darstellt, weil verschiedene Töne (labei
angebracht werden können, die sich zu den Köpfen sehr harmonisch
stimmen lassen. Da es in der freien Wahl des Malers steht, die
Massen und die Töne der Wolken nach seinem Gutdünken zu
ordnen, so wird er sich dies geschickt zu nutze machen und einige
Partieen dunkler, andere heller halten, um dadurch den Kopf her-
vortreten zu lassen. Der Einwurf etwa, (lafs es unnatürlich sei,
einen Kopf oder eine ganze Figur mit einem starken Licht zu be-
leuchten, während sie sich auf einen sehr dunkeln, ganz bewölkten
Himmel absetzt, ist nicht zutreffend. Die Figur kann sehr wohl
ihr Licht von Osten her erhalten, wo der Himmel hell und klar
sein kann, indessen gegen Westen oder Süden der Himmel mit
Wolken bedeckt und dunkel ist. Der Maler malt ja niemals den
Teil des Himmels, von dem die Beleuchtung kommt, denn diesen
sieht er nicht, er malt und kann keine andere Partie des Himmels
malen, als die er vor sich hat, mithin ist es durchaus nicht die-
jenige, wodurch sein Modell beleuchtet wird. Übrigens sind die
Bedingungen vollkommenster Naturtreue auch in dieser Bezie-
hung nicht das allein Mafsgebende bei dem Hintergrund eines
Portraits. Das allein Notwendige hierbei ist, dafs sich alles zu
einem harmonischen Eindruck vereinigt und nichts dem Besohauer
als unnatürlich, unmöglich oder widersinnig erscheint. Für den
jungen Künstler sind solche Betrachtungen sehr beherzigenswert,
damit er sich daran gewöhnt, seine Bilder nicht als etwas willkürlich