der Schweiz.
Schilderungen
323
Staub, ein glänzender Dunst, der ohne Bewegung und gleichsam
aufgehängt in dem leeren Luftraum dahin schwimmt, der aber,
wenn er von einem Sonnenstrahl erhellt wird, dem bezauberten
Auge das ganze Phänomen des Regenbogens darbietet.
Rings um den Wasserfall, auf einem allezeit grünen und blü-
henden Rasen, schlängeln sich tausend kleine Streifen Wasser,
Niederschlag dieser feuchten Masse, und bahnen sich je nach ihrem
Fall verschiedene Wege. Bald bilden sie Bäche, die murmelnd
weiter eilen und sich in der Umgegend ausbreiten. Während des
Laufes nach unten zu vereinigen sie von Stufe zu Stufe ihre
herumirrcnden Wässer, man sieht, wie sie sich von Augenblick zu
Augenblick vermehren, bis sie, insgesamt in ein und dasselbe Bett
angelangt, ein wirklicher Giefsbach werden, der durch alle Regen-
bäche an Wasser immer mehr und mehr zunimmt. Dann fangen
diese gesammelten Fluten an zu rauschen und weifs zu Schäumen,
ihre reifsende Geschwindigkeit wird schrecklich, nichts widersteht
ihrem Ungestüm und ihr Lauf besänftigt sich nicht eher, als bis
sie sich weit in die Ebene ergossen haben. Allein nach und
nach strömen die Gewässer mit weniger Getöse dahin, der Schaum
verschwindet und bildet eine glattere Fläche, auf welcher man
schon jenseits in einigen Furchen das ungewisse und schwankende
Bild von Bäumen, die am Ufer stehen, erkennen kann. Gern geht
man an seinen Ufern dahin und freut sich über die glückliche
Ruhe, die auf so grofses Getöse gefolgt ist. Der Giefsbach, der
zu einem majestätischen Strom geworden ist, streckt sich in die
Weite, (lurchströmt die Länder, die er in seinem Lauf befruchtet,
bis er endlich seine Fluten dem Schofs des Meeres übergiebt.
221i