310
Fünfzehnter Abschnitt.
Landschaftsmalerei.
Die
Diese ganze Arbeit der Überrnalung ist wie eine scheinbar
fortlaufend ununterbrochene geschildert werden, was sie ihrem
inneren Wesen nach ja auch ist. Thatsächlich ist sie das ja aber
natürlicher Weise nicht, sondern sie kann über viele Tage, selbst
Wochen ausgedehnt sein und man malt an jedem Tage eben nur
so viel und so weit man kommen kann. Die Luft mit der
Ferne mufs immer an einem und demselben Tage gemalt
sein und ebenso müssen die Partieen, welche durch ihren Ton
oder als Gegenstand zusammengehören, auch immer zusammen-
gemalt werden und wo möglich an demselben Tage.
Wenn dann diese Übermalung ebenfalls v 0 1 l k 0 m m e n
trocken und man sich selbst klar darüber geworden ist, was
alles man anders wünscht im Ton, in der Farbe, in der Haltung
oder Ausführung und es sind hierzu nicht wesentliche Verände-
rungen auf dem Bilde vorzunehmen, so versucht man alle diese
gewünschten Änderungen durch eine Retusche, d. h. eine dünne
Übermalung, gelegentlich durch Lasuren hineinzubringen. Um
dies auszuführen, wischt man den Teil, an welchem man eben ar-
beiten will, ganz leicht, wie das auch früher schon genügend aus-
führlich besprochen ist, so dünn als möglich am besten mit
Kopaivabalsam an, oder einem der anderen vorn empfohlenen
Retuschierfirnis, aber, nochmals sei es eingescharft, ganz dünn.
Nehmen wir z. B. an, es sei ein Himmel, dem wir im
ganzen einen etwas tieferen, milderen und gebrocheneren Ton
geben wollen, so würde sich dies auf zwei verschiedene Arten aus-
führen lassen.
1) Man mischt die Töne oder den Ton, welchen man dem
Himmel geben will. Er wird natürlich weniger brillant aber
dunkler, als der bereits vorhandene sein, er wird einen stärkeren
Zusatz von Lack, Ockern, vielleicht auch von etwas Schwarz
haben als vorher darin war. S0 gemischt tragt man ihn ganz
dünn und gleichmafsig auf. Ein weniges dunkler, halbdurchsichtig
durch den dünnen Auftrag, kann der Ton alles leisten, was man
von ihm gewünscht hatte.
2) Kann aber auch eine wirkliche Lasur von den vorher ge-
brauchten Farben , "aber ohne Weifs und möglicherweise mit
weniger Kobalt über die Malerei gezogen werden. S0 dünn und