308
ITünfzehnter Abschnitt.
Die Landschaftsmalerei.
folgende Übermalung. Indem man so das Ganze in einem Zuge
und in kurzer Zeit, ohne Ausführung der Details, Welche die Auf-
merksamkeit vom Ganzen ablenken würde, anlegt, ist man um so
besser im Stande auch eben das Allgemeine in Farbe und Wir-
kung, wie man es loeabsichtigte, vorzugsweise im Auge zu behalten
und wiederzugeben. Diese Untertuschungen lassen sich nur gut
auf weifser oder doch nahezu weifser, jedenfalls ganz heller Lei11-
wand machen.
Ist diese Untertuschung vollkommen trocken, was bei heifsem
Wetter in wenigen Tagen geschehen kann, in der Sonne in einem,
in der kühlen und feuchten Jahreszeit doch in 10 bis 14 Tagen,
so übermalt man mit genügend dickem Farbenauftrag. Wiederum
beginnt man mit dem Himmel, als dem Teil des Bildes, der vom
gröfsten Einflufs auf die Färbung und Stimmung des Ganzen ist.
Jetzt versucht man alles in jeder Beziehung so zu machen, wie
man es zu haben wünscht. Sind jedoch ganz leichte, lichte und
kleine, einzelne Wölkchen auf dem Himmel, so kann man diese
auch später auf das Trockene malen. Keinesfalls unterbricht man
ihretwegen die Anlage der grofsen Massen und spart diese kleinen
Stellen aus. Gröfsere Wolkenmassen müssen und wenn die
kleineren Wolken wesentlich für den Eindruck sind (wie z. B.
kleine, feine, graue oder violette, linienartige Wölkchen auf einem
lichten Abendhimmel), so ist es gut, dal's sie gleich mitgemalt
werden, nafs in nafs, wenn auch erst nachdem man den Himmel
im übrigen fertig gemalt hat. Verhältnismafsig starker Auftrag
der Farbe ist, wie das auch oft schon bemerkt worden, überall
notwendig, wenn eine "Partie leuchten soll und dies ist selbstver-
ständlich beim Himmel gerade überwiegend der Fall.
Die Ferne mufs immer mit dem Himmel zusammen gemalt
werden, denn die Farben der Luft und der Ferne müssen sanft
in einander Hiefsen. Dies wurde auch noch weiterhin wünschens-
Wert sein, ist aber, zumal bei etwas gröfseren Bildern gar nicht
ausführbar. Bei solchen Gelegenheiten verfahrt man, wie das
früher oben bereits auseinander gesetzt ist. Man liifst die Farbe
nach ihrem Ende hin immer dünner werden und geht damit ein
ganz klein wenig über den Kontur hinaus. So rückt man mit
der Malerei immer weiter bis zum Vordergrund vor, nicht dünn