Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Fünfzehnter Abschnitt. 
Landschaftsmalerei. 
Die 
11I1S 
schon 
der 
Charakter 
eines 
Baumes 
bereits 
deutlich 
in 
einer 
Entfernung, wo wir noch nicht das Geringste von der Form seiner 
Blätter erkennen können, ja überhaupt ohne diese. 
Ebenso eigentümlich verschieden wie das Geäste und die 
Form der einzelnen Blätter bei den verschiedenen Baumairten ist 
auch die Hauptform der Blättermassen, der ganze Kontur, die 
Silhouette des belaubten Baumes. Dies hat seinen Grund aufser 
der besonderen Form der Blätter, wesentlich in der Art und Weise, 
wie die Blätter an den Zweigen ansetzen, buschartig rings um den 
Zweig herumgehend, wie etwa bei der Eiche und dadurch gerade 
an den Endigungen besonders voll heraustretend; oder flach sich 
gegenüber an den Seiten ansetzend, wie bei der Buche und dann 
in feinen und schlanken Endigungen auslaufend; oder wie beim 
Ahorn flach und im Kreuz sichgegenüberstehend, u. s. w.  Es 
wird dem jungen Künstler von grofsem Nutzen sein, wenn er sich 
eine kleine Partie des Baumes, den er studieren will, aus solcher 
Nähe zeichnet, dal's er auch die einzelnen Blätter und mit ihnen 
ihre Art und Weise, wie sie ansetzen, zeichnen und sich ein- 
prägen kann. Den ganzen Baum natürlich mufs er dann aus 
einer solchen Entfernung zeichnen, WO er diese Details gar nicht 
sehen kann und die er dann auch nicht machen soll. Durch 
jenes vorangegangene Studium der Einzelheiten aber werden ihm 
die charakteristischen Formen der verschiedenen Bäume, wie sie 
sich in den Blätterpartieen zeigen, besonders verständlich werden, 
er wird sie leichter und besser verstehen und zeichnen können. 
Auch wird er eher dadurch eine Art und Weise linden, durch 
die er auch ohne in die Details einzugehen, doch die charakteri- 
stische Art der Form und des Ansatzes der Blätter wird aus- 
drücken 
können. 
Einer 
solchen 
Art 
und 
Weise 
bedarf 
GS 
in 
der 
Landschaft 
allerdings , 
kleiner ist. 
da. der Maßstab der Nachbildung ein 
Nur darf diese Art und Weise keine 
so überaus 
willkürliche 
sein, sondern mufs wie unwillkürlich grade aus der genauen Nach- 
ahmung der Natur hervorgehen. Es giebt Sammlungen von aus- 
gezeichneten Vorlegeblättern für das Landsehaftszeiehnen, wie die 
von _Fer0cl1i0, Calame u. a. 111., durch die der Anfänger eine 
Vorstellung und Anschauung von dem, was hier gesagt ist, sich ver-
	        
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