Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Gliedermann und von der Kunst ihn zu bekleiden. 
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Eben diesen Gliedermann kann n1an dann auch mit einiger 
Umsicht für die Kleidung der Männer gebrauchen. Man hat nur 
alle Formen und Glieder, die Brust ausgenommen, gehörig dicker 
zu machen. Dies alles nach dem nach der Natur gezeichneten 
Entwurf. Über diese Auspolsterung kann man eine Uniform und 
jede andere Kleidung, die viele Details hat, mit mehr Bequemlich- 
keit malen, als nach dem wirklichen Modell; dessenungeachtet 
aber würde das Beste sein, alle diese Dinge unmittelbar nach dem 
Leben selbst zu machen. 
Für Bildhauer und gelegentlich für Historienmaler kann in_ 
gewissen Fällen gut sein, wenn es sich darum handelt, vorzugs- 
weise die Körperformen durch das Gewand sehen zu lassen, sich 
dann wohl selbst kleine Figuren in Thon und Gips (Maquettes) 
von M, , V4 oder noch weniger Lebensgröfse, aber genau in der 
Stellung, die man braucht, zu modellieren. Die Anfertigung dieser 
Maquetten und deren Gebrauch erfordert allerdings einen gewissen 
Grad von Talent und Kenntnis, denn 0b man sie gleich nur roh 
modelliert, so müssen sie doch proportioniert sein und besonders 
die richtige Bewegung und Stellung der Figur haben, wenn sie als 
Gliedermann dienen sollen. Übung und Verständnis der Form 
machen das möglich. Damit die Gewandung dieser kleinen Figuren 
eine gewisse Geschmeidigkeit und verhältnismafsige Schwere zu 
ihrer Gröfse hat, so drapiert man sie mit nasser Leinwand, 
in mehr oder weniger starkes Thonwasser getaucht: Dadurch er- 
scheinen sie dicker, dünner, fein und doch nicht steif, wie Stück- 
chen starker Stoffe von gleicher Gröfse dies thun würden. Dadurch 
haben sie auch genug Gewicht und Geschmeidigkeit, um sich von 
selbst fest an den Körper und die Glieder dieser kleinen nur 
obenhin modellierten Figuren anzulegen. 
Um die allgemeine Wirkung der Beleuchtung eines Ge- 
mäldes, (das aus einer grofsen Anzahl von Figuren besteht), und 
die Harmonie der Farben der Gewänder vorher beurteilen und 
Studieren zu können, haben sich Maler mitunter folgenden 
Mittels bedient. Sie verfertigen aus Holz oder Pappe einen in- 
neren Raum, welcher dem in ihrem Gemälde angenommenen 
ähnlich ist, sei es nun ein Palast, eine Kirche, ein Portikus 
oder sonst ein Interieur. In diesem kleinen Lokal werden die 
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