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Vierzehnter Abschnitt.
Von der Kleidung und Gewandung.
nachbilden, was 1nan vor sich sieht. Man mufs aber schon zufrieden
sein, wenn man ungefähr den Gang und Zug der Hauptfalten,
ähnlich geordnete Partieen und dieselbe Wirkung der Schatten und
Lichtinassen erlangt. Wegen der kleinen Details braucht man nicht
mit zu ängstlicher Sorge zu verfahren. Sie können meistenteils
so oder auch etwas anders sein. Da mufs man beim Anordnen
der Gewänder lernen den Zufall zu benutzen, ergreifen und fest-
halten, was er günstiges bietet, auch Wenn man ursprünglich etwas
anderes gewollt hätte.
Alles dies lernt man nicht in einem Tage, man mufs Geschmack
und Ausdauer haben, zu gleicher Zeit wissen zu wählen und sich
schnell zu entschliefsen. Dies alles wird besonders notwendig,
wenn man zu verschiedenen Zeiten dasselbe Gewand legen will,
um vielleicht zu vollenden, was früher nicht fertig geworden ist.
Da könnte man wochenlang legen und ordnen ohne genau das
Nämliche zu erhalten.
Zur geschickten Anordnung kleinster Falten auf dem Glie-
dermann kann man, wenn es mit den Fingern nicht gelingt, kleine
vorn abgerundete Stöckchen oder auch sehr starke Stricknadeln
gebrauchen. Damit lassen sich die kleinen Falten leicht anders
gestalten, ohne dal's die grofsen Massen von neuem in Unordnung
kommen. Dann aber bietet ein Gliedermann den grofsen Vorteil, für
den Anfänger namentlich, dal's man die Arbeit in verständiger
Weise einteilen und stückweis malen kann. Wenn daher z. B. bei
Taille ,
einem Weiblichen Kostüm notwendig, erst die Taille,
Armel, dann den Rock u. s. w.
Da man Personen von verschiedener Konstitution
die
dann
die
ZU
malen
hat (dicke, starke, magere und schwache), so ist denen, die sich
einen Gliedermann kaufen, anzuraten, einen solchen zu wählen,
der eher etwas dünn ist und dessen Glieder nicht zu stark sind.
Denn, einen dünnen und schlanken Gliedermann kann man aus'-
polstern und mit Streifen von Zeug für die Bekleidung stärkerer
Personen leicht dicker machen. Auf diese Art kann solch ein Glie-
dermann für alle Figuren benutzt werden. Auch nehme man einen
weiblichen Gliedermann von mafsiger Höhe, und zwar einen weiblichen
deshalb, weil die Kleider und verschiedenen Stoffe, womit sich Frauen
bekleiden, meist viel schwerer zu malen sind, als die der Männer.