Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

286 
Viorzehnter Abschnitt. 
der Kleidung 
Von 
Gewandung. 
und 
Weifse Stickereien auf solchen dünnen, weifsen Stoffen 
können dem Maler behülflich sein, die Durchsichtigkeit des leichten 
Stoffes um so bemerkbarer zu machen. Nur darf er bei der 
Ausführung derselben nicht alles Einzelne und am wenigsten 
dies gleichmafsig sehen lassen. Alles davon, was das volle Licht 
empfängt und bestimmt vor dem Anderen hervortritt, mufs mit 
nicht zu dickem Auftrag der Farbe deutlich gemalt werden. Das 
Übrige milde, ja undeutlich, so wie es auf den ersten Blick in der 
Natur erscheint, nicht  Wie_ wenn es des Malens Wegen auf alle 
Einzelheiten hin ganz genau betrachtet wird. 
Alle leichten und durchsichtigen Stoffe, Gaze, 
Musseline, F lore etc. müssen vorzugsweise mit freiem Pinsel, 
leichter Hand und nicht zu viel Farbe behandelt werden. Sie er- 
scheinen mit ihren so vielen kleinen Zufälligkeiten in einer ge- 
wissen verwirrenden Verwickelung von Falten, die unter- und über- 
einander liegen und durcheinander zu sehen sind. Alles dies mit 
vollkommenster Genauigkeit nachzuahmen würde eine unnütze 
und ertötende Arbeit sein, das ganz Unwesentliche kann fortge- 
lassen werden. Was für die Form, die Bewegung, den Stoff cha- 
rakteristisch ist, einen angenehmen Eindruck macht, das genügt. 
Zu dieser Auswahl gehört allerdings Geschmack, feine Empündung 
und obenein mufs doch die Arbeit mühelos erscheinen. 
Am sichersten würde man ja gehen, wenn man die unten 
liegenden Falten mit Beobachtung der Hauptform, auf der sie auf- 
liegen, leicht und weich malte, dies trocken werden liefse und dar- 
auf dann, ebenfalls leicht, die darüber liegenden Falten. Es wird 
aber genügen, in gewisser Beziehung das Beste sein, wenn bei 
so ganz durchsichtigen Stoffen, die darunter liegende Form in ihrer 
Farbe leicht gemalt und trocken geworden wäre, dann alles dünn 
darüber aber fertig zu malen. - 
Liegt nun ein hellerer leichter Stoff über einem dunkleren 
festen, so wäre eben der hellere Ton nur bald starker, bald 
dünner aufzutragen, um damit die Falten zu zeichnen. Ist es 
umgekehrt, so würde man lasierend mit gemischten Tönen (deckenden, 
halb durchsichtigen, ganz durchsichtigen) auf der hellen Unterlage 
die Stoffe mit ihren Falten dunkel darüber malen. Die Farbe, 
also die Lasur (blau, rot, violett etc.) ist zu verstärken, je mehr
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.