Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Vierzehnter Abschnitt. 
der 
Von 
Gewandung. 
Kleidung und 
Anfangern, die noch keine Erfahrungen haben, mit Lasuren ge- 
schickt umzugehen, dürfte dies immer anzuraten sein. Was die 
Brillanz betrifft, so ermöglichen das die Farben genügend. Die 
Feinheit des Tons, die durch die Lasur zu erreichen ist, verlangt 
schon eine gröfsere Ausbildung des Auges und der Hand. Zu 
brillant gewordene Färbungen aber sind nach der früher gegebe- 
nen Anleitung zu mildern und zu dampfen. 
Ganz im Anfang dieser Abteilung ist schon darauf aufmerk- 
sam gemacht, dafs die Wirkung einer Farbe durch die Zusammen- 
stellung mit kontrastierenden Farben gehoben wird. Bei der An- 
ordnung eines Bildes wird und mufs ja hierauf Bedacht genommen 
werden. Jedoch mitfs dies mit feinem Takt geschehen und niemals 
darf diese Absicht zu bemerken, ja kaum bewufst beim Künstler 
selbst darauf gerichtet sein. Er mufs eben nur seiner gut und 
fein ausgebildeten Empfindung folgen. 
Was die Behandlung der Farbe bei Gewändern betrifft, 
so mufs sie breit und dreist aufgetragen sein. Die sorgfältige 
Ausführung der Details ist beim Portrait und je nach der Em- 
piindungsweise des Künstlers nur so weit notwendig, als sie zur 
Charakteristik des Stoffes der Kleidung, des Kostüms, der Form 
der Gestalt oder bei Stickereien, Spitzen u. dgl. m. wesentlich ist 
für die Natürlichkeit und Lebendigkeit. Wie überhaupt sollen die 
Lichtmassen dick, die Schattenpartieen weniger dick in der Farbe 
aufgetragen werden. Man braucht dazu dem Umfang des Gegen- 
standes angemessen grofse Pinsel und mufs, so zu sagen, mit schwe- 
bender Hand die grofsen und Hiefsenden Züge einer Gewandung 
nachzuahmen suchen. 
Bei dunkeln Lokalfarben der Gewänder ist es praktisch, die 
Malerei derselben mit den dunkelsten, den Schattentönen zu be- 
ginnen, dann die Übergangs, die Halbtöne und zuletzt den Lokal- 
ton aufzusetzen mit dem man, wo nötig, Wieder breiter über die 
dunkleren Töne hinüber gehen mufs. Auf diesen das hellste Licht 
in der Weise, dafs man zum Lokalton etwa ein Drittel oder die 
Hälfte des hellsten Lichttons zusetzt. Den hellsten gemischten Ton 
braucht man dann nur für die höchsten Lichter. Bei Tuch dürfen 
diese ja nicht zu hell sein, sonst erhält dies das Aussehen von Seide 
oder geglätteten Stoifen, während es doch keine glatte Oberfläche hat.
	        
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