284
Vierzehnter Abschnitt.
der
Von
Gewandung.
Kleidung und
Anfangern, die noch keine Erfahrungen haben, mit Lasuren ge-
schickt umzugehen, dürfte dies immer anzuraten sein. Was die
Brillanz betrifft, so ermöglichen das die Farben genügend. Die
Feinheit des Tons, die durch die Lasur zu erreichen ist, verlangt
schon eine gröfsere Ausbildung des Auges und der Hand. Zu
brillant gewordene Färbungen aber sind nach der früher gegebe-
nen Anleitung zu mildern und zu dampfen.
Ganz im Anfang dieser Abteilung ist schon darauf aufmerk-
sam gemacht, dafs die Wirkung einer Farbe durch die Zusammen-
stellung mit kontrastierenden Farben gehoben wird. Bei der An-
ordnung eines Bildes wird und mufs ja hierauf Bedacht genommen
werden. Jedoch mitfs dies mit feinem Takt geschehen und niemals
darf diese Absicht zu bemerken, ja kaum bewufst beim Künstler
selbst darauf gerichtet sein. Er mufs eben nur seiner gut und
fein ausgebildeten Empfindung folgen.
Was die Behandlung der Farbe bei Gewändern betrifft,
so mufs sie breit und dreist aufgetragen sein. Die sorgfältige
Ausführung der Details ist beim Portrait und je nach der Em-
piindungsweise des Künstlers nur so weit notwendig, als sie zur
Charakteristik des Stoffes der Kleidung, des Kostüms, der Form
der Gestalt oder bei Stickereien, Spitzen u. dgl. m. wesentlich ist
für die Natürlichkeit und Lebendigkeit. Wie überhaupt sollen die
Lichtmassen dick, die Schattenpartieen weniger dick in der Farbe
aufgetragen werden. Man braucht dazu dem Umfang des Gegen-
standes angemessen grofse Pinsel und mufs, so zu sagen, mit schwe-
bender Hand die grofsen und Hiefsenden Züge einer Gewandung
nachzuahmen suchen.
Bei dunkeln Lokalfarben der Gewänder ist es praktisch, die
Malerei derselben mit den dunkelsten, den Schattentönen zu be-
ginnen, dann die Übergangs, die Halbtöne und zuletzt den Lokal-
ton aufzusetzen mit dem man, wo nötig, Wieder breiter über die
dunkleren Töne hinüber gehen mufs. Auf diesen das hellste Licht
in der Weise, dafs man zum Lokalton etwa ein Drittel oder die
Hälfte des hellsten Lichttons zusetzt. Den hellsten gemischten Ton
braucht man dann nur für die höchsten Lichter. Bei Tuch dürfen
diese ja nicht zu hell sein, sonst erhält dies das Aussehen von Seide
oder geglätteten Stoifen, während es doch keine glatte Oberfläche hat.