Stoffe.
Charakterisierung der verschiedenen
279
in Üngewifsheit lassen. Und dies wesentlich, weil ein jeder dieser
Stoffe eine ganz eigentümliche Art von Falten bildet und eine
mattere oder glanzendere Oberfläche hat, so dafs wir ihn in einer
ziemlich grofsen Entfernung in der Natur erkennen, trotzdem wir
viel zu weit von ihm entfernt sind, um sein Gewebe anfühlen oder
auch nur sehen zu können.
Die aufsere Erscheinung, d. h. die Gestaltung der Falten und
das mehr oder Weniger matte, das mehr oder weniger glatte und
glänzende Aussehen also ist es, was der Maler nachahmen mufs,
um den Charakter irgend eines Stoffes, seiner Starke und seiner
Substanz wahr erscheinen zu lassen. Nur hierdurch charakterisiert
man die verschiedenen Grade der Feinheit und Starke, welche die
Stoffe in der Natur haben, sie mögen von Wolle, Seide, Leinwand
oder einer anderen Substanz sein. Alles dies kann man ohne
Hülfe der Farbe nachahmen, blofs mit dem Zeichenstift oder mit
dem Grabstichel, weil das für den Stoff charakteristische wesent-
lich inder Form liegt, wie dies jeder guteuKupferstich, jede gute
Zeichnung darthut. Man mufs also schlechterdings nach der
Natur selbst die Eigentümlichkeiten, den Charakter der Falten
dieser verschiedenen Stoffe studieren. Einige erscheinen weich
und rundlich, andere eckig und scharf, geschnitten, noch andere
weich, biegsam und immer in grofser Menge beisammen wie
bei dem Musselin und überhaupt allen feinen Linnen etc.
An aller Nachahmung hat aber die Farbe auch einen wesent-
lichen Anteil. Der Atlas z. 13., besonders der weifse, zeigt ein
solches Spiel von Farben, dafs er so zu sagen fast zu einem
Spiegel wird, in welchem alle Töne der umliegenden Gegenstände
reflektieren. Alle seidenen Stoffe thun etwas ähnliches, Sammet
und einige matte Arten, wie Gros de Tours etc. ausgenommen. An-
dererseits ist zwischen Atlas und Tatfet oder anderen leichten seide-
nen Zeugen auch der grofse Unterschied, dal's die Falten von den
letzteren dünner und in gröfserer Menge beisammen sind, als bei
den starken seidenen Zeugen und bei dem Atlas. Letzterer zu-
mal macht herunterhangend, grofse ziemlich runde Falten, welche,
wenn sie nicht bald hier, bald da, einige Augen und kleine
Brüche hätten, den Orgelpfeifen ähnlich erscheinen könnten,
ein so metallisches Ansehen haben sie durch ihre Lichter und