268
Dreizehnter Abschnitt.
auf die
Rückblick
drei letzten
Abschnitte.
tretenden und rauben Gegenständen im Vordergrunde, bei Felsen,
Steinen, Baumstämmen, Terrains, Pflanzen etc. die Lebendigkeit
der Erscheinung erhöhen und den Gegensatz gegen die Ruhe der
Schatten verstärken.
Bei den menschlichen Formen ist das Impastieren der grofsen
Lichtmassen, im Gesicht, der Brust, den Schultern etc. von grofser
Wichtigkeit, um diese Particen recht leuchtend zu machen. Das
scharfe Aufsetzen einzelner, höchster Lichter mufs immer mit
Mafs geschehen, niemals darf es dabei zu jenen kleinen Schatten
kommen, die nur sehr störend und falsch wirken würden. Die
hellen Lichter in Gewändern und namentlich bei dickeren oder
gröberen Stoffen sind ebenfalls ordentlich dick zu malen.
Die meisten grofsen Koloristen haben sehr stark impastiert,
manche, wie z. B. Rembrandt Farbe auf Farbe gehäuft. Dies
aber würde kein Beweis seiner aufserordentlichen Meisterschaft
sein, sondern es ist die bewunderungswürdige Wirkung, die er
dadurch erreicht hat. Diese zu erlangen hat er nicht geruht,
sondern in immer neuen Versuchen gestrebt vollkommen zu geben,
was ihm vorschwebte. Der Anfanger aber mufs Nlafs halten. In
einem zu starken Farbenauftrag verkommt er, sein Pinsel ertrinkt
in einem Übermafs von Farbe, er bemüht sich vergebens damit
zu modellieren, er gerät nur ins Schmieren und Klecksen. Aber
auch das Dünnmalen der Schatten hat seine Grenze. Die Malerei
darf nicht unkörperlich dadurch werden. Mit Beachtung alles
dessen, was früher hierüber gesagt ist, wird sich die wünschens-
werte Transparenz der Schatten durch Retusche und Lasur auch
besser hervorbringen lassen.
Die Behandlung der Farbe und die Pinselführung
sind auf das engste mit einander verbunden. Schon dem Anfänger
ist angeraten, die Farbe nicht zu quälen, d. h. nicht mit zu viel
neuen Versuchen immer wieder in die Farbe hineinzrlmalen, am
wenigsten, wenn sie bereits anfangt, zahe zu werden. Der Ton
wird schmutzig, die Farben dunkeln nach. Die Pinselführung
aber ist der unmittelbare Ausfluls der Empfindung und Persön-
lichkeit des Malers, sofern derselbe zur Meisterschaft gelangt ist,
d. h. sofern er wirklich zu machen im Stande ist, was er will.
Wie beim Spielen eines Instruments ist auch beim Malen eine